Annotation: Besonders im Rahmen der Leseanimation im Grundschulalter sehr praktikabel einsetzbarer Text. Rezension: Renate Welsh greift in vielen ihrer Werke mit großem Engagement soziale, gesellschaftspolitisch-zeitgeschichtliche Themen auf - man denke bloß an den mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 1980 ausgezeichneten Jugendroman "Johanna", der, tatsächliche Erfahrungen verarbeitend, im südlichen Niederösterreich angesiedelt ist; unvergesslich bleibt auch ihr Afrika-Sammelband "Ich verstehe die Trommel nicht mehr" von 1983, der bis heute manche Aspekte jener "terra incognita" literarisch aufschließt. Kommerziell am erfolgreichsten allerdings sind ihre "Vamperl"-Bände, beginnend 1979 - dann "Vamperl soll nicht alleine bleiben" oder "Wiedersehen mit Vamperl": Erstlesebände bis hin zu "Little Vampire. Erstes Englisch leicht gemacht" (alle bei dtv junior lieferbar). Im Mittelpunkt steht ein kleiner Vampir, den Frau Lizzi, eine allein lebende, schon etwas ältere Dame, in ihrer Küche entdeckt hat; es stellt sich heraus, dass ihr "Vamperl" über eine besondere Fähigkeit verfügt, nämlich bösen Menschen die giftige Galle zu extrahieren - und alles spielt sich in liebevollem Wonne-Waschtrog-Ambiente ab. Solche Texte sind - in Zeiten, in denen Leseförderung immer wichtiger wird - gern im Unterricht eingesetzt, weil nicht nur die Möglichkeit für GrundschulschülerInnen besteht, selbstständig die Fortsetzungen weiterzulesen, sondern weil auch die große Akzeptanz dazu geführt hat, dass zum "Vamperl" eine beträchtliche Anzahl an praktikablen Unterrichtsmodellen, Lesebegleitheften bis hin zu Bastelanleitungen angeboten wird. Was also liegt näher, als eine neue Generation aus der "Vamperl"-Familie als Mittelpunkt einer weiteren Fortsetzung zu kreieren? "Es kommt nichts Besseres nach ...", fatalisiert der Volksmund. Nachfahre resp. Nachflatterer Purzel - der neue Held - hat nur Unsinn im Kopf, nicht ganz fremd seinem Alphabetsgenossen Pumuckl; Blutwurst mag er auch noch! Betont sachlich, was die Aufklärung junger Menschen in den vielen anderen Welsh-Romanen angeht, steht bei dieser Neuerscheinung der blanke Lesespaß im Vordergrund. Fortgeschrittene Lesende dürfen sich allerdings auch ein bisschen in die Tiefe der Literaturgeschichte erinnert fühlen - vielleicht an den Schluss von Johann Nepomuk Nestroys "Einen Jux will er sich machen" mit der dreifachen Hochzeit: hier allerdings reduziert auf eine. *ag* Franz Derdak
Personen: Welsh, Renate Schulmeyer, Heribert
Welsh, Renate:
Ohne Vamperl geht es nicht / Renate Welsh. Mit Bildern von von Heribert Schulmeyer. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2010. - 141 S. : Ill.
ISBN 978-3-423-76016-4
Erzählungen - Signatur: JE Wel - Buch