Annotation: Alltagskonflikte, Witze und der Tratsch in einem südamerikanischen Regenwalddorf zeigen einen interkulturellen Kennenlernprozess aus ungewöhnlich aufschlussreicher Perspektive. Rezension: Sie gehen wie Affen. Sie singen Laute, die nichts bedeuten, wie in der Babysprache. Sie sind schmutzig, unhöflich, geizig und verstehen nicht mal die einfachsten Dinge! Alicia, die Ich-Erzählerin, schwankt zwischen Verachtung und Bedauern für die beiden Ethnologinnen, die als ungebetene Gäste in ihrem Dorf am Paro-Fluss leben wollen. Dass die beiden Wissenschafterinnen ihre Arbeit dennoch gut gemacht haben, beweist nicht nur der Handlungsverlauf, im Zuge dessen sie sich nach und nach ins Dorfleben integrieren. Abelove arbeitet ihre autobiografische Forschungserfahrung auf, indem sie den interkulturellen Kennenlernprozess aus der uns gewohnten Perspektive der ansässigen Mehrheitsbevölkerung und gleichzeitig aus der uns fremden Sicht einer (wahrscheinlich Shipibo-) "Indianerin" darstellt. Alltagskonflikte, Witze, der Dorfklatsch und die oft peinliche Berührtheit der Ich-Erzählerin sind es, die auf ungewohnt plausible Weise auf die Unterschiede der Ästhetik und Werte hinweisen. Die tief gehende, komplexe Beschreibung der "indianischen" Lebensweise bleibt dennoch stets unaufdringlicher Rahmen für die eigentliche Erzählung von der Freundschaft zweier Frauen. Von langen unrühmlichen Ahnenreihen der Indianerliteratur abstammend - der Grüne-Hölle-Literatur (väterlicherseits) und der Revolutionsromane (mütterlicherseits) - hat nun endlich ein Text genug positives "Erbgut" mitbekommen, um eine neue Generation der Indianerbücher und der Fremdheitsdarstellungen einzuleiten.
Personen: Schruff, Hilde Abelove, Joan
Länder & Kulturen
Abelove
Abelove, Joan:
Catanhue - Geh und komm wieder / Joan Abelove. - München : Bertelsmann, 2000. - 192 S. - Aus dem amerikan. Engl. von Hilde Schruff
ISBN 978-3-570-12440-6 fest geb. : ÖS 167,- / € 12,
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