Kritische Sicht auf die nach Meinung des Autors dramatische Lage in der Gesellschaft und Möglichkeiten der Abhilfe.
Angesichts der vielen Krisen ist die Frage berechtigt, ob die Politik noch in der Lage ist, steuernd einzugreifen. Mit vielen Beispielen seziert der Autor die gegenwärtige Situation der sogenannten europäischen Wertegemeinschaft, die enttäuschender Weise einhergeht mit Ausbeutung und dem Verlust demokratischer Grundstrukturen. Er geißelt u.a. die totale Ökonomisierung, die rücksichtslosen Finanzspekulationen der Banken, die Machtpolitik der marktbeherrschenden multinationalen Konzerne, die pausenlose Überwachung durch Google, Facebook, NSA usw. und das Fehlen politischer Weitsicht. Die deprimierende Bestandsaufnahme ergänzt er durch Tipps, wie Bürger der Herrschaft der Wirtschaft zumindest im Kleinen entgegenwirken können. So fordert er neben vielem anderen die Abkehr vom Agrobusiness und die Unterstützung der Regionalwirtschaft und des regionalen Einzelhandels, den Wechsel zu den Genossenschaftsbanken, um die Macht der Großbanken zu brechen, die dezentrale Stromversorgung, das Ende des Datenklaus, die Kündigung des Amazon-Accounts und mehr Bürgerengagement. Es sind bemerkenswerte Aspekte, mit denen der Leser sowohl in der analytischen Beschreibung wie in den möglichen Aktionen zur Rückgewinnung der verlorenen Autonomie konfrontiert wird. Beispiele zum Handeln gibt es genug. Lesenswert.
Personen: Nürnberger, Christian
Nürnberger, Christian:
Die verkaufte Demokratie : wie unser Land dem Geld geopfert wird / Christian Nürnberger. - München : Ludwig Verlag, 2015. - 367 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-453-28070-0 20,60
G 4 - Signatur: G 4 Nür - Sachbuch