Ich war angefressen. Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen." Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin." Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. Wolf Haas einen großen kleinen Roman geschrieben: ein intimes Bekenntnis, eine Mutterbeschimpfung, ein Mutterlob, eine sprachdiagnostische Präzisionsmaschine und den O-Ton eines Mutterlebens. Wolf Haas kann es. Im Mittelpunkt seines Romans: ein Mann und seine sterbende Mutter; eine Frau, die überall aneckt. Haas erzählt ihr Leben als erbitterte Aufstiegsmühsal und lässt sie dabei in ihrer eigenen Diktion zu Wort kommen. Daraus ergibt sich eine hintersinnige Poetikvorlesung und ein subtil gesellschaftskritisches, tolldreistes Abschiedsbuch. (Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2024 in der Kategorie Belletristik)
Weiterführende Informationen
Personen: Haas, Wolf
Haas
Haas, Wolf [Verfasser]:
Eigentum : Roman / Wolf Haas. - 1. Auflage. - München : Hanser, 2023. - 156 Seiten
ISBN 978-3-446-27833-2 Festeinband : EUR 22.00
Schöne Literatur - Buch