In dem ebenso abenteuerlichen wie wundersamen Leben des Liborio Bonfiglio spiegelt sich ein Jahrhundert italienischer Geschichte. (DR) Liborio Bonfiglio, geboren 1926 in einem süditalienischen Dorf, erzählt seine Lebensgeschichte. Er wächst in ärmlichsten Verhältnissen bei seiner Mutter auf, der Vater hat die Familie schon vor seiner Geburt verlassen. Obwohl der aufgeweckte Bub gerne länger in die Schule gegangen wäre, muss er schon früh zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Er erlebt die Begeisterung für den Duce, die Verheerungen des Zweiten Weltkriegs, verliebt sich und macht sich als Zwanzigjähriger auf in den Norden. In Bologna findet er Arbeit in einer Fabrik. Hier erlebt er hautnah, was Ausbeutung bedeutet. Für einen kärglichen Lohn müssen die Schinderei im Akkord und permanente Demütigungen in Kauf genommen werden. Als ein Arbeitskollege wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen einen Arm verliert, beginnt es zu rumoren. Man schreibt das Jahr 1968 und die Arbeiter beginnen um ihre Rechte zu kämpfen. Liborio gerät mit seinem Boss in Streit und schlägt ihn spitalsreif. Er wird verurteilt, kommt ins Gefängnis und landet danach in einer Irrenanstalt. Es gelingt ihm zu fliehen und er macht sich auf den Weg zurück in seine Heimat. Zugleich mit der Lebensgeschichte eines ruppigen und zugleich liebenswerten Außenseiters zeichnet der Autor ein Jahrhundert italienische Geschichte. Das 2019 in Italien erschienene Buch wurde ein großer Erfolg, was man auch in der deutschen Übersetzung nachvollziehen kann. Allerdings: Die Übertragung italienischen Arbeiterjargons in schnoddriges Deutsch schmälert das Lesevergnügen doch erheblich. Vielleicht hätte eine behutsamere umgangssprachliche Übersetzung, eventuell mit italienischen Einsprengseln, den Charme und den Schwung dieses Romans noch stärker zum Ausdruck gebracht. Dennoch ist der Roman lesenswert und zu empfehlen.

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Personen: Rapino, Remo Kögler, Walter

Schlagwörter: Geschichte Italien Europa

Interessenkreis: Gesellschaft