Erfrischend unkonventionelle, aktuelle Auseinandersetzung mit einem in vielen Kulturen verehrten Heiligen. Ein wichtiges, mannigfaltig einsetzbares religiöses Kinderbuch! (ab 4) (JP) Laternenfest mit Liedern und Umzügen, köstliches Martini-Gansl-Essen - wer kennt diese Feierlichkeiten zu Ehren des heiligen Martin rund um den 11. November nicht? Doch wer war eigentlich dieser außergewöhnliche Mensch? Und welche Bedeutung hat seine Botschaft für uns heute? Dem Südburgenländer Heinz Janisch, Gestalter der Ö1-Porträt-Reihe "Menschenbilder" und vielfach ausgezeichneter Autor, ist hier eine hochaktuelle, ungemein persönliche Annäherung an ein beispielhaftes Leben gelungen. In kindgerechtem, poetischen Ton verbindet er geschickt die bekanntesten Geschichten über den vor rund 1700 Jahren in Sabaria, dem heutigen Szomibathely in Ungarn (nahe der südburgenländischen Grenze), geborenen Heiligen mit einer gegenwartsnahen Handlung. Er legt uns Martin - den Schutzpatron der Reisenden und somit aller Flüchtlinge, die ein neues Zuhause suchen - als großes Vorbild ans Herz. Eingehüllt in eine weiche, rote Decke erwacht der Flüchtlingsjunge Amir fernab seiner Heimat in einem fremden Haus. Eine unbekannte Frau reicht ihm Suppe und beginnt mit ihm ein Gespräch. Amir fasst Vertrauen und berichtet ihr, wie am Vortag ein Unbekannter seine rote Decke mit einem Taschenmesser zerschnitt und ihm, der fror, schenkte. Daraufhin erzählt ihm die Frau Geschichten über Leben und Taten des heiligen Martin. Nicht nur die Teilung des Mantels, sondern auch andere Wohltaten und Ereignisse im Leben des späteren Bischofs kommen zur Sprache. Liebevolles Detail am Rande: Im Namen Martin "wohnt" der arabische Name des Flüchtlingskinds Amir. Die sonst für ihre farbenfrohen Bilderwelten (z. B. "Rosie in New York", Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2003) bekannte Illustratorin Birgitta Heiskel hat die berührende Geschichte farblich wie gestalterisch stark reduziert und äußerst behutsam ins Bild gesetzt. Ihre einprägsamen, zarten Bleistiftzeichnungen in Purpur und Rosenrot, Schwarz und Grau kommen auf einem strahlend weißen Hintergrund bestens zur Geltung. Stimmig dazu ist auch der Text teils schwarz, teils rot gesetzt, wodurch bestimmten Schlüsselstellen noch mehr Gewicht verliehen wird. Einerseits steht hier die Farbe Rot für Liebe, Wärme und Geborgenheit, andererseits für wichtige Botschaften: Keiner soll sich vor der Welt verstecken, sondern sichtbar handeln, helfen und dieses Feuer in anderen entfachen. Jeder soll Geschichten erzählen dürfen und die Leisen hören und ermutigen. Hervorgehoben wird auch die Angst vor Krieg und Kampf als einer der gewichtigsten Gründe, warum Menschen fliehen. Keiner verlässt aus einer Laune heraus sein geliebtes Zuhause! Mit diesem wohldurchdachten Bilderbuch setzen beide KünstlerInnen ein deutliches Zeichen für Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Es ist ein rundum geglücktes Plädoyer gegen Krieg, Fremdenfeindlichkeit und Xenophobie und für ein friedliches aufeinander Zugehen, ein Aufruf zu mehr Solidarität und zu einem großzügigen Teilen mit jenen Menschen, die gerade schwere Zeiten durchleben und so gut wie alles verloren haben. Gleichzeitig ermutigt es alle Notleidenden dazu, niemals aufzugeben und auf Gott und das Gute im Leben zu vertrauen. Am Ende des Buches finden sich außerdem alle wichtigen Lebensdaten des heiligen Martin. Angesichts der momentanen Situation in Österreich und weltweit ist die Botschaft des heiligen Martin heute aktueller und notwendiger denn je. Sorgen wir mit Hilfe dieses vielseitig einsetzbaren Buches in unseren Bibliotheken dafür, dass viele dem Beispiel des heiligen Martin folgen und sein Licht an mehr und mehr Orten erstrahlt. *bn* Elisabeth Zehetmayer
Personen: Janisch, Heinz Heiskel, Birgitta
¬Der¬ rote Mantel : die Geschichte vom heiligen Martin / Heinz Janisch. Birgitta Heiskel. - Innsbruck : Tyrolia, 2015. - [13] Bl. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-7022-3489-8 fest geb. : ca. ? 14,95
Erzählende Kinderbücher für Kinder bis 6 Jahren - Signatur: Rote - Bilderbuch