Teenager India, hin- und hergerissen zwischen ihrer unkonventionellen Familie und der bürgerlichen Umwelt, findet ihren eigenen Weg. In den siebziger Jahren lebt die die 13-jährige India mit ihrer Familie in einer süddeutschen Kleinstadt. Ihre Mutter gibt Meditationskurse und wendet sich der Bhagwan-Sekte zu, der Vater ist Aktionskünstler, beide erziehen ihre Kinder antiautoritär. India sehnt sich nach Zuwendung und wendet sich immer mehr der bürgerliche Familie ihrer Freundin Bettina zu, ihr älterer Bruder Che hingegen gleitet ins rechtsradikale Lager ab und fällt später ins andere Extrem: er will zum Judentum konvertieren. Das hängt mit einem lange verborgenen Familiengeheimnis zusammen: der Vater hat jüdische Wurzeln, der Großvater mütterlicherseits hingegen war und ist Nazi. Die hochsensible India entdeckt ihre Liebe zur Musik und nimmt Unterricht bei Bettinas Vater, der sexuell übergriffig wird. Indias Eltern glauben ihr nicht, erst später kommt heraus, dass sie nicht sein einziges Opfer war. Beide Familien brechen auseinander, India aber nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und bekommt ein Stipendium für ein Musikinternat. - Der Roman ist nicht klischeefrei, aber sehr gut lesbar und eine interessante Rückschau auf eine bewegte, sehr kontrastreiche Epoche. Die kluge und empfindsame India, die ihre Umwelt sehr genau beobachtet und kommentiert, wächst den Lesern schnell ans Herz. Überall gerne empfohlen.
Personen: Fried, Amelie
Fried, Amelie:
Ich fühle was, was du nicht fühlst : Roman / Amelie Fried. - 3. Aufl. - München : Heyne, 2016. - 399 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-453-26590-5 kt. : EUR 16,99
Schöne Literatur - Signatur: Fried - Buch