Vietnamesische Zeitgeschichte, verpackt in ein Familiendrama, welches mit eurozentristischen Interpretationen aufräumt. (DR) Kieu kann ihren eigenen Namen nicht aussprechen. Ihr Vietnamesisch benutzt sie ungern, weil sie sich in ihrer eigenen Muttersprache wie eine unbeholfene Touristin fühlt. Kim, wie sie sich selbst nennt, wächst in Deutschland auf und ignoriert ihre vietnamesische Vergangenheit mit einer lässigen Arroganz. Als älteste Tochter trägt sie die Verantwortung in ihrer Familie, so wie ihr Vater es in seiner Familie tat, bis er nach Deutschland ging. Als sich Kims Onkel über Facebook bei ihr meldet, um ihr mitzuteilen, dass ihre Großmutter verstorben ist, wird sie mit ihrer nach Amerika ausgewanderten Verwandtschaft konfrontiert. Kim fliegt mit ihren Eltern in die USA und hadert damit, nichts über ihre Familie zu wissen. Die Leser*innen aber bekommen mit den wechselnden Kapiteln die Kindheit ihres Vaters und die Jugend ihres Onkels vermittelt. Dabei wird mit europäischen Vorurteilen über den Vietnamkrieg aufgeräumt, und allmählich erklärt sich das ständig zwischen den Brüdern schwebende, familiäre Schweigen. Phams Roman erzählt mit konsequenter Stimme und überraschenden Wendungen die Geschichte einer Gegenwart, von der viele Menschen behaupten, sie hätten sie verinnerlicht - dieses Buch belehrt uns eines Besseren. *bn* Hannah Stolze
Personen: Pham, Khuê
Pham
Pham, Khuê:
Wo auch immer ihr seid : Roman / Khuê Pham. - München : btb, 2021. - 299 Seiten
ISBN 978-3-442-75802-9 Festeinband : EUR 22,70 (AT)
Schöne Literatur - Buch