500 Jahre ist es her, dass Ferdinand Magellan auf den Philippinen starb. Auch wenn der Portugiese, der für die spanische Krone zur See fuhr, oft in einem Atemzug mit der ersten Weltumrundung genannt wird: Er selbst ist nie nach Spanien zurückgekehrt, von wo aus er 1519 mit einer Flotte in See stach, um eine Westroute zu den indonesischen Molukken zu finden. Auf den Gewürzinseln sollte er Nelken, Muskat und Pfeffer laden. Tatsächlich kehrte die „Victoria“ als einziges von fünf Schiffen im September 1522 in den spanischen Ausgangshafen Sanlúcar de Barrameda zurück, mit gerade mal 20 verbliebenen Seeleuten, dafür aber mit den ersehnten Gewürzen an Bord. Ihnen war die erste historisch belegte Weltumsegelung gelungen und damit auch der Beweis, dass die Erde rund ist. Gleich zwei erzählende Sachbücher beschäftigen sich mit Ferdinand Magellan (Fernão de Magalhães), dem Pionier der Seefahrt, und seiner beschwerlichen Reise und der Entdeckung der Magellanstraße, einer Passage vom Atlantischen in den Pazifischen Ozean. Während Volker Mehnert seine Erzählung, die sich an Lesende ab etwa zwölf Jahren richtet, um vielfältiges Hintergrundwissen rund um Seefahrt und historische Gegebenheiten erweitert, konzentriert sich Christine Schulz-Reiss in ihrer Bilderbuch-Biografie für Lesende ab acht Jahren auf Magellan, die Freundschaft zu Francisco Serrao und die Abenteuer auf See, die von widrigen Wettern, Hunger, Durst, Krankheiten und sogar Meuterei bestimmt wurden. Das große Verdienst von Schulz-Reiss besteht dabei darin, Magellan und seine Mannschaft nicht zu glorreichen Helden zu stilisieren, sondern die Verbrechen, die damals von den Seefahrern auch im Namen der Kirche verübt wurden, immer wieder zu thematisieren und auf das verübte Unrecht hinzuweisen: „Sie erobern Städte und Häfen auf ihrem Weg, plündern Häuser, brennen sie nieder und töten jeden, der ihnen vor Schwert oder Flinte kommt. Fernão ist entsetzt über die rohe Gewalt. Doch die Schiffspriester geben den Soldaten ihren Segen: 'Tötet alle, die sich uns und Gott nicht beugen!' “ Dass die Blütezeit der Seefahrt mehr als nur eine Schattenseite besitzt, darauf weist auch Mehnert hin. Und auch sonst eint beide Bände Lobenswertes wie etwa die hochwertige Halbleinen-Ausstattung, die klare Sprache oder die atmosphärischen Bilder von Klaus Ensikat beziehungsweise Tim Köhler, die eine Ahnung vom Leben im 16. Jahrhundert und den Bedingungen auf See vermitteln. Beide Künstler arbeiten mit lebensnahen, filigranen Zeichnungen, die an kolorierte Holzstiche erinnern, beide lassen staunen und schaudern. Dieser differenzierte Blick auf Magellan und seine Zeit ist auch für Erwachsene empfehlenswert. Nicht zuletzt, weil er Denkanstoß ist und Fragen stellt nach der Bedeutung von (technischem) Fortschritt und Menschlichkeit. Siehe weiters: Christine Schulz-Reiss: Fernando Magellan - einmal um die ganze Welt
Altersempfehlung: ab 10 Jahren.
Personen: Mehnert, Volker Köhler, Tim
Mehnert, Volker:
Magellan oder Sternstunden der Seefahrt / Volker Mehnert. Tim Köhler. - 1. Aufl. - Hildesheim : Gerstenberg, 2021. - 95 S. : zahlr. Ill. - Quellen, Dokumente und Karten: S. 91. - Weiterführende Lit.: S. 91. - Sternstunden der Seefahrt: S. 92 - 93
ISBN 978-3-8369-6087-8 Festeinband : 25,00 UR
Jugendbücher ab ca. 10 Jahren - Signatur: JB Mehne - Buch