Der Film erzählt das Ende einer Kindheit vor dem Hintergrund von Dürre und Überlebenskampf in Äthiopien.
Ephraim, 9 Jahre alt, verliert während einer Hungersnot seine geliebte Mutter. Von ihr erbt er das Lamm Chuni, mit dem er fortan leben und für dessen Überleben er kämpfen wird. Sein Vater Abraham muss das Heimatdorf Buya verlassen, weil seine Existenz als Bauer zerstört ist. Er bringt Ephraim zu seiner Großtante ins grünere äthiopische Hochland und bricht auf nach Addis Abeba, um Arbeit zu suchen. Er verspricht seinem Sohn zurückzukehren, wenn der Regen kommt.
Ephraim fühlt sich unwohl in seiner Gastfamilie, hat Heimweh nach seinem Dorf. Spannungen bestehen vor allem zwischen ihm und seinem Onkel Salomon, einem Bauern, der zusammen mit seiner Frau zwei Töchtern und seiner Mutter in einer Rundhütte lebt. Salomon versucht, Ephraim in die Feldarbeit einzuführen, aber Ephraim ist zu schwach und ungeschickt. Salomon vermag aber, in traditionellen Rollenklischees gefangen, Ephraims ungewöhnliche Begabung fürs Kochen, das er von seiner Mutter ererbt hat, nicht anzuerkennen, so dass Ephraim seine Samosas nur heimlich, unter Mitwisserschaft der Frauen der Familie, zubereitet. Salomons alte bettlägrige Mutter, das Oberhaupt der Familie, nimmt ihren Großneffen immer wieder gegen Salomon in Schutz.
Ephraim klettert mit seinem Lamm Chuni auf den höchsten Berg der Gegend, um von dort den Weg in sein Heimatdorf zu verfolgen. Das großartigste Landschaftspanorama entrollt sich vor ihm. Auf dem Berg sieht er im Traum ein Bild seiner heilen Kindheit: Mutter und Vater und das Lamm sind bei ihm, alle sind fröhlich und haben genug zu essen. Auf dem Rückweg zur Hütte seines Onkels kommt Ephraim durch den „verbotenen Wald“ und begegnet einem rätselhaften Reiter, der ihn bedroht.
Onkel Salomon verlangt von Ephraim, sein Lamm für das bevorstehende Fest der Kreuzerhöhung zu opfern, dadurch könne er seine Männlichkeit beweisen. Ephraim sinnt auf Rettung. Er muss das Geld für die Rückreise für sich und das Lamm Chuni in sein Heimatdorf verdienen. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Er bereitet heimlich Samosas und verkauft sie auf dem Markt der Stadt. Einen Teil des Verdienstes liefert er den Frauen der Familie ab, den anderen spart er an. Aber wie im Märchen hat der kleine Held mit Widersachern zu kämpfen: Eine Clique von Straßenjungen raubt ihm sein Geld. Doch in Tsion, der 17-jährigen Tochter Salomons, hat Ephraim eine Verbündete. Wie er passt sie sich nicht den traditionellen Rollenvorstellungen der Familie an: Tsion möchte in Addis Abeba Landwirtschaft studieren, um dabei mitzuwirken, dass die Ernährungssituation in Äthiopien verbessert wird. Ihr Vorbild ist der äthiopisch–amerikanische Botaniker Gebisa Ejeta, der für seine Forschung über Getreide in Trockenzonen internationale Preise gewann. Tsion hilft Ephraim, das Lamm dem Zugriff Salomons zu entziehen, so dass es für das Fest nicht geschlachtet werden kann. Salomon schlägt ihn und ist in seiner Wut kaum durch die Frauen in der Hütte zu zügeln.
Tsion verlässt die Familie und bricht heimlich in die Stadt auf, einer ungewissen Zukunft entgegen, Ephraim und sein Lamm lässt sie zurück. Ephraim bittet eine muslimische Hirtin, Chuni vorübergehend in ihre Schafsherde aufzunehmen. Er hat inzwischen die Summe für die Reise ins Heimatdorf angespart. Während er sein Geld zählt, wird er von Salomons Frau Azeb überrascht. Sie fühlt sich von Ephraim hintergangen, denn ihr fehlt es an Geld für Medizin und Nahrung für ihre kranke Tochter. Die Großmutter aber überlässt Ephraim das Geld, damit er Fleisch und Gemüse für die Familie kaufe. Ephraim begreift das als letzte Chance, in sein Heimatdorf zurückzukehren. Er will Chuni aus der Schafsherde der muslimischen Hirtin herauslösen, aber Chuni sträubt sich und folgt ihm nicht. Auch wird am selben Tag keine Busfahrt in sein Heimatdorf Buya angeboten. So sucht Ephraim eine einsame Berghöhe und überlässt sich seiner Trauer und Verlassenheit. Ein Traum von einem dunklen Zauberwald sucht ihn heim, in dem ihn unheimliche Laute ängstigen.
Am nächsten Tag kehrt Ephraim mit reichen Einkäufen vom Markt in seine Gastfamilie zurück, kocht für eine versammelte große Festgemeinschaft, wird wegen seines Talents gelobt, ist aufgenommen, beginnt mit den anderen zu tanzen.
Das letzte Bild: Er rennt über die Ebene und er, der sich nur nach der Mutter sehnte, ruft: „Ich vermisse dich auch, Vater.“
Personen: Zeleke, Yared
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Ephraim und das Lamm / ein Film von Yared Zeleke. - Äthiopien, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Katar : EZEF, 2015. - 93 Min., Spielfilm+ Beilage. - OmU Amhanisch/ Untertitel Deutsch und Synchronfassung
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