Das Leben eines Münchner Obdachlosen, ungeschönt und einfühlsam geschildert von einem Autor, der das Milieu als Sozialarbeiter hautnah kennengelernt hat. (DR) Der ehemalige Mathematiklehrer Karl Maurer ist auf der Straße gelandet. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Er liebte seinen Beruf, war gerade Vater einer kleinen Tochter geworden, als etwas Furchtbares passierte: Ein Bub rannte ihm ins Auto und starb. Vom Gericht freigesprochen, wird er dennoch von seinen Schuldgefühlen verfolgt. Seine Ehe zerbricht, er verfällt dem Alkohol und schlittert in ein Leben auf der Straße. Eine lange Narbe zieht sich über sein Gesicht. Sie stammt von einer Verletzung, die ihm vom "Eisenkurt" zugefügt wurde. Die Bahnhofsmission, Suppenküchen und Kleiderausgaben sind die Plätze, wo er nicht nur materiell versorgt wird, sondern auch soziale Kontakte knüpft. Obwohl ihm zu viel Nähe unangenehm ist, schätzt er doch die Gespräche mit einigen "Kollegen". Vor allem Lenz ist ihm ein Freund geworden. Dieser ist es auch, der ihm eine neue Perspektive eröffnet. Lenz hat einen Hirntumor und weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Seine kleine Wohnung möchte er Karl vermachen. Doch da taucht der gewalttätige Eisenkurt wieder auf und versucht, selbst an die Wohnung zu kommen. Markus Ostermair weiß, wovon er schreibt. Als Zivildienstleistender in München hat er Obdachlose betreut. "Der Sandler" ist ein dichter Roman, der auch verstörende und unappetitliche Details, die das Leben auf der Straße mit sich bringt, nicht ausspart. Doch dem Autor gelingt es auch, die Sensibilität und Würde dieser Menschen, an die viele nicht anstreifen wollen, zu vermitteln. Sehr empfehlenswert.
Personen: Ostermair, Markus
Leseror. Aufstellung: Belletristik
Ostermair, Markus:
¬Der¬ Sandler : Roman / Markus Ostermair. - Hamburg : Osburg, 2020. - 370 S.
ISBN 978-3-95510-229-6 fest geb. : 20,60 EUR
Romane und Erzählungen - Signatur: Oster - Buch