Auch aus verworfenen Ideen können hoffnungsvolle Anfänge entstehen. (DR) Stellen Sie sich vor, jede Idee wird nur einmal gedacht. Was, wenn nun der Zeitpunkt unpassend ist, die Idee verworfen wird und sie, wenn die Welt dafür bereit ist, nicht mehr zur Verfügung steht? Um das zu verhindern, hat Boris Moser seine "Agentur für verworfene Ideen" gegründet, in der er in erster Linie seine eigenen Ideen vor dem Vergessen rettet. Eine Verwechslung führt Rebecca Kron in seinen Laden. Man könnte sagen, sie kommt - frei nach Platon - Boris' "Idee" von der perfekten Frau recht nah. Um ihr Verschwinden zu verhindern, beginnt Boris zu erzählen: Den Beginn einer Geschichte, in der die Hauptfigur den Anfang eines Romans aufzeichnet. Die Lektüre von "Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht" ist wie das Spiel mit den eiförmigen russischen Holzpüppchen: in jeder Geschichte steckt eine neue, die für sich stehen kann, und von außen sieht's doch wie eine einzige aus. Liebe, Tod, ein Pakt mit dem Teufel, die Zubereitung des perfekten Milchkaffees und, im Kern, fast eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. "Ich kann mir jede Minute einen Anfang ausdenken, aber weiter komme ich nicht", sagt Boris Moser auf Seite 45. Mag sein, dass das ein Problem ist, mit dem viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller kämpfen. Möglicherweise hat Jakob Hein mit diesem Roman einen genialen Weg gefunden, einige seiner eigenen, fast verworfenen Ideen zu retten. Ein Glück für die Leserinnen und Leser! *bn* Ruth Mayr
Altersempfehlung: ab 16 Jahren.
Personen: Hein, Jakob
Standort: Belletristik
Hein, Jakob:
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht : Roman / Jakob Hein. - München : Piper, 2008. - 173 S.
ISBN 978-3-492-05207-8 fest geb. : ca. Eur 17,40
Romane und Erzählungen - Signatur: Hein - Buch