Wer erfahren will, wie es wirklich war, wird sich an die Frauen halten müssen. Denn die Männer haben sich in den Ruinen als "das schwächere Geschlecht" gezeigt. So sieht es die Autorin des Buches, das die Vorlage des Hörspiels bildet. Ihre Aufzeichnungen sind frei von jeder Selbstzensur. Nicht das Ungewöhnliche wird geschildert, sondern das, was Millionen von Frauen erlebt haben: zuerst das Überleben in den Trümmern, ohne Wasser, Gas und Strom, geprägt von Hunger, Angst und Ekel, und dann, nach der Schlacht um Berlin, die Rache der Sieger. Von jenem Selbstmitleid, an dem die geschlagenen Deutschen litten, fehlt hier jede Spur. Illusionslose Kaltblütigkeit, unbestechliche Reflexion, schonungslose Beobachtung und makabrer Humor zeichnen das Tagebuch aus. Lakonisch stellt die Autorin fest: "Die Geschichte ist sehr lästig." Auch darin zeigt sich ihre innere Überlegenheit, dass sie sogar unter den vergewaltigenden und plündernden russischen Soldaten noch sehr genau zu differenzieren weiß.Das Hörspiel zum deutschen Kino-Ereignis im Herbst 2008 - mit Nina Hoss, August Diehl und vielen anderen "Auf den heutigen Leser wirkt das Tagebuch so, als habe gerade der Schutz der Anonymität der Autorin gestattet, derart schonungslos über das eigene Schicksal und das ihrer Zufallsgefährtinnen und - gefährten zu berichten. Ein menschlich berührendes und literarisch gewichtiges Dokument aus den letzten Tagen des Krieges."
Personen: Marek, Kurt W.
D 343.6
¬Eine¬ Frau in Berlin : Tagebuch-Aufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945 / Anonyma. - 7. Aufl. - München : Blanvalet Verlag, 2008. - 282 S. - Mit e. Nachw. v. Kurt W. Marek
ISBN 978-3-442-73794-9
D 343.6 - Sachbuch Erw.