Sarrazin (Jahrgang 1945), ehemaliger Berliner Finanzsenator und Bundesbank-Vorstand, provoziert durch zugespitzte Thesen über Demografie, Integrationspolitik und muslimische Zuwanderer und löst in allen Medien Zustimmung, Empörung und Diskussionsforen aus.
Sarrazin ist seit Ende August beherrschendes Thema in allen Medien, bereits angeheizt durch diverse Vorabdrucke "wichtiger" Passagen aus seinem Buch. Enthalten sind demografische Probleme und unbequeme Wahrheiten der Integrationspolitik, aber auch beleidigende Pauschalurteile über muslimische Zuwanderer. Er versteigt sich zu humangenetischen Behauptungen wie Vererbbarkeit von Intelligenz und Leistungsbereitschaft, fordert "mehr Kinder von Klugen". Seine mündlichen Äußerungen zum "Juden-Gen" bedauert er. So werden Rassismus belebt und Überfremdungsängste geweckt. Zustimmung erfolgte weit über Stammtische hinaus, Empörung entlud sich nicht nur bei Zuwanderern, "Gutmenschen und Feiglingen". Etwas konstruktiver kritisiert er Bildungspolitik. Was bringt es für die globalisierte Zukunft, wenn er sein Bildungsgut und -streben erwähnt? Der selbstgerechte Volkswirt gefiel sich schon als Berliner Senator als Provokateur und wurde nun als Bundesbankvorstand abberufen, seine SPD zögert noch, aber Rückenstärkung durch "Bild" ist ihm sicher. Viel Zündstoff für ein Sachbuch, das jetzt die Sellerlisten stürmt.
Personen: Sarrazin, Thilo
D 410
Sarrazin, Thilo:
Deutschland schafft sich ab : wie wir unser Land aufs Spiel setzen. - 1. Aufl. - München : Dt. Verl.-Anst., 2010. - 461 S. : graph. Darst. ; 22 cm
ISBN 978-3-421-04430-3 fest geb. : EUR 22.99
D 410 - Sachbuch Erw.