Der Aussteiger Ben lebt mit seinen sechs Kindern mitten im Nirgendwo in den Bergen im Nordwesten Amerikas. Gemeinsam mit seiner Frau Leslie hat er seine Kinder selbst unterrichtet, ihnen beigebracht zu jagen und in der Wildnis auf sich selbst gestellt zu überleben. Doch als die Mutter nach einem längeren Krankenhausaufenthalt stirbt, verlässt Ben mit den Kindern schließlich den Wald und begibt sich in einem alten Bus auf die Reise durch das moderne Amerika zu den Großeltern, bei denen die Mutter beerdigt werden soll. Die jüngeren Kinder werden das erste Mal mit der sogenannten Zivilisation konfrontiert, für die älteren bedeutet die Reise einer Prüfung ihrer idealistischen Weltsicht und ihres bisherigen Selbstverständnisses. Auch Ben, der bei den Großeltern alles andere als willkommen ist, sieht seine Erziehungsmethoden und seine Vorstellungen eines freien, selbstbestimmten Lebens in Frage gestellt.
Mit Captain Fantastic ist Regisseur und Autor Matt Ross ein ebenso berührender wie nachdenklich stimmender Film gelungen, der sich intensiv, aber ohne diese zu werten, mit unterschiedlichen Lebensmodellen auseinandersetzt. Ben glaubt, ein einzigartiges Paradies für seine Kinder erschaffen zu haben: frei von den Zwängen der Gesellschaft und des Konsums. Sein Schwiegervater macht ihn jedoch für Leslies Tod verantwortlich und wirft ihm Kindesmisshandlung vor. Geschickt stellt Ross seine Zuschauer vor die Frage, ob das, was Ben (seinen Kindern an-) tut, wahnsinnig oder wahnsinnig gut ist. Während sein Schwiegervater der Meinung ist, dass die Kinder völlig unvorbereitet auf das wirkliche Leben sind, findet Ben, dass er sie genau darauf bestens vorbereitet hat. Schließlich verbringen sie ihre Zeit nicht vor Handys oder Spielekonsolen, sondern im wirklichen Leben. Oder findet das echte Leben inzwischen fern der Natur in der digitalisierten Welt statt?
Viggo Mortensen, der als Aragorn in Der Herr der Ringe bereits eine ähnliche Besessenheit für seine Rolle an den Tag gelegt hat, ist die Idealbesetzung für den autarken Idealisten, der sich selbst und seinen Kindern viel abverlangt. Aber auch die anderen Rollen - insbesondere die der Kinder - sind mit hervorragenden Schauspielern besetzt, die ihre Charaktere überzeugend und lebensecht verkörpern. Der Film wirkt noch lange nach. -- Ellen Große -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.

Freigegeben ab 12 Jahren.

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Standort: Hauptstelle

Schlagwörter: Aussteiger

Interessenkreis: Lesestart Schatztruhe