Im August 1945 schrieb David Rousset, nach Buchenwald und einem Todesmarsch durch mehrere KZs gerade von den alliierten Truppen befreit, eine der ersten Darstellungen des Systems der deutschen Konzentrationslager in ihrem Aufbau, ihrer inneren wie äußeren Hierarchie wie ihren Funktionsweisen. Und er schrieb darüber, welche Konsequenzen dieses Universum für die Nachgeborenen hat.
»Normale Menschen wissen nicht, dass alles möglich ist. Selbst wenn die Berichte der Zeugen ihren Verstand zwingen, es anzuerkennen, ihre Knochen glauben es nicht. Die KZler wissen es. Unter den KZlern wohnte der Tod in jeder Stunde ihres Daseins. Er hat ihnen all seine Gesichter gezeigt. Sie haben erfahren, wie er einen Menschen auf jede erdenkliche Weise entkleiden kann. Sie haben die obsessive Präsenz einer allgegenwärtigen Ungewissheit erlebt, die Erniedrigung durch Schläge, die Schwäche des Körpers unter der Peitsche, die Verheerungen des Hungers. Sie haben über Jahre in den phantastischen Kulissen einer Welt gelebt, in der alle Würde vernichtet war. Sie sind von den anderen Menschen durch eine Erfahrung getrennt, die nicht weitergegeben werden kann.« Und Rosset schließt, dass der Zerfall einer Gesellschaft, die Zerstörung der Werte sich wie ein bedrohlicher Schatten über den ganzen Planeten lege.
Personen: Rousset, David Radetzkaja, Olga Weichsel, Volker
Standort: Hauptstelle
D 343.2
Rousset, David:
Das KZ-Universum : mit einem Nachwort von Jeremy Adler / David Rousset. - 2. Auflage. - Berlin : Suhrkamp Verlag Jüdischer Verlag. - 141 Seiten. - Aus dem Französichen von Olga Radetzkaja und Volker Weichsel
ISBN 978-3-633-54302-1 Gebunden : 22,00 Euro
D 343.2 - Sachliteratur