Autobiografisch geprägter Roman über den Alkohol-Absturz des Autors, der im Finale eine fast mirakulöse "Rettung und Wandlung" erfährt. Peter Wawerzinek lässt uns ein zweites Mal in Innerstes blicken: "Rabenliebe" war der Aufschrei eines vernachlässigten, an seinem schlimmen Schicksal unschuldigen Kindes und eine Abrechnung mit den Menschen, die ihm sein Leben zerstört haben; "Schluckspecht" ist das Dokument einer höllischen Fahrt in den Alkoholismus und wieder heraus. Wie jemand als Jugendlicher damit beginnt, sich systematisch zu vernichten, begünstigt durch die Umstände - Tante Luci, die Ziehmutter, brennt schwarz, die Eltern des besten Freundes haben eine Mosterei - und durch das eigentlich gut gemeinte, weil freiheitsfördernde Wegsehen derjenigen, die hätten merken müssen, in welcher Gefahr er sich befindet. Erst später versteht man, wie es dazu kommen konnte. Peter Wawerzinek erspart uns nichts, lässt keine Erniedrigung aus. Fröhliche Trinkerei endet regelmäßig in der Bewusstlosigkeit, in ekelerregendem Zustand wacht er dann auf, ohne zu wissen, wie er dort gelandet ist, wo er sich bzw. man ihn findet. Tante Luci versucht ihm immer wieder zu helfen, indem sie ihm Jobs und Unterkünfte vermittelt, aber nichts hält auf Dauer. Bis sie ihn eines Tages, nach einer geschätzt 25-jährigen Säuferkarriere, am Kragen packt und ihn in eine ausgesprochen unkonventionelle Heilanstalt verfrachtet. Hier baut man auf ziemlich langfristige Therapien, was wohl nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass gelegentliche Rückfälle bewusst ins Programm eingebaut sind - etwas, wovon man üblicherweise annimmt, dass es danach mit dem Entzug wieder von vorne losgeht. So erklärt sich die lange Schaffenspause des Autors, in der er dann aber auch die Kraft für "Rabenliebe" und später "Schluckspecht" sammelt
Personen: Wawerzinek, Peter
Standort: Hauptstelle
R 11
Wawerzinek, Peter:
Schluckspecht : Roman / Peter Wawerzinek. - 1. Aufl. - Berlin : Galiani Verlag, 2014. - 457 S.
ISBN 978-3-86971-084-6 Geb. : 19,99 EUR
R 11 - Belletristik