Je mehr Jugendliche den Weg zur Realschule und zum Abitur gehen, desto einsamer wird es für diejenigen, die in der Hauptschule zurückbleiben. In erster Linie leiden natürlich die Schülerinnen und Schüler selbst, die nach unten ausgelesen werden, an der Sturkturfalle unseres gegliederten Systems. Je mehr Schülerinnen und Schüler den Weg nach oben schaffen, desto schärfer ist die Selektion nach unten. Die betroffenen Jugendlichen haben keine öffentliche Stimme. Wohl aber die Vertreter des Handwerks, das seinen Nachwuchs vor allem aus der Hauptschule rekrutiert. Der Handwerkstag in Baden-Württemberg wagte den Tabubruch: Während Bildungspolitiker vor neuen Strukturdebatten warnen, fordern die baden-württembergischen Handwerker eine radikale Umgestaltung: Kindergärten als Teil des Bildungssystems, neunjährige gemeinsame Grundschule für alle, Hochschulzugang auf drei Wegen: allgemein bildende oder berufliche Gymnasien oder eine Lehre. Die skandinavischen Modelle lassen grüßen. Ihr Vorschlag regt dazu an, nicht nur an Symptomen zu kurieren, sondern unser System auf den Prüfstand zu stellen.
Enthalten in:
Zeitschrift Pädagogik; 2002/11
(2002)
Serie / Reihe: Zeitschrift Pädagogik
Personen: Kouli, Ekaterina
Kouli, Ekaterina:
Handwerker wollen Schulwände einreißen : PISA - Konsequenzen für das Handwerk / Ekaterina Kouli, 2002. - S.50-53 : graph. Darst. - (Zeitschrift Pädagogik). - In: Zeitschrift Pädagogik 54.Jg., 2002, H.11, S.50-53
Bildung und Schule - Zeitschriftenartikel