Der mehrfach preisgekrönte Kurzfilm über Straßenkinder in Lateinamerika (Autor, Drehbuch und Regie: Florian Gallenberger) öffnet dem Betrachter die Augen für eine andere, ein bedrückende und umbarmherzige Welt. Protagonisten sind die Brüder Juan und Jorge, die als obdachlose und verwaiste Straßenmusiker und Bettler durch Mexica City ziehen und versuchen 100 Pesos anzusparen, um damit Luftballons ankaufen zu können. Sie hoffen durch den Verkauf der Ballons ihren Lebensunterhalt besser verdienen zu können als durch Singen und Betteln. Als sie bereits über 80 Pesos erspart haben, kann der ältere Bruder, Jorge, der Versuchung nicht widerstehen, mit einem Teil des Geldes die junge Eisverkäuferin, in die er sich verliebt hat, zum Essen einzuladen. Unter dem Vorwand einen alten Freund zu besuchen schickt er seinen jüngeren Bruder ins Kino und trifft sich unterdessen mit dem Mädchen. Der kleine Bruder aber streift durch die Straßen und sieht ihn mi t dem Mädchen im Restaurant sitzen. Er geht allerdings nicht auf die beiden zu, sondern zieht sich in ihr nächtliches Versteck zurück. Als Jorge dann spät zurückkommt, konfrontiert er ihn mit der Tatsache, dass ihnen 20 Pesos gestohlen worden sind. Der ältere Bruder gibt seine Schuld aber nicht zu, darauf nimmt Juan seine Sachen und geht. Das Geld hatte er vorher aufgeteilt und seinem Bruder die 20 Pesos von dessen Teil abgezogen. So gehen die beiden Brüder von da an getrennte Wege. Der Film ist in der Originalsprache (Spanisch) und mit deutschen Untertiteln versehen. Die Dialoge sind allerdings nur wenige und sehr kurz. Das Werk lebt ganz von den beeindruckenden und berührenden Bildern. Neben der Handlung im engeren Sinn, die von Vertrauen, Schuld, Enttäuschung und der Hoffnung auf ein besseres Leben handelt, zeigen die vielen Szenen das alltägliche Elend der Straßenkinder: Sich von Speiseabfällen ernähren zu müssen, überall verjagt zu werden, die hygienischen Bedingungen usw. Mit am Verstörendsten sind Szenen, die zeigen, wie in dieser umbarherzigen Welt sogar noch die Ärmsten von anderen, Bessergestellten, ausgenutzt werden: Der "Ballongroßhändler" erfindet noch eine Lizenzgebühr, die die Brüder zahlen sollen. Ein Kellner, der die beiden eine Weile lang in seinem Restaurant betteln lässt, nimmt ihnen den größeren Teil des Geldes ebenfalls als eine Art Bettel-Lizenz weg. Trotz aller Widrigkeiten leben die Kinder ihr Leben und versuchen sich aus dem Elend zu befreien. Es bleibt offen, ob der offensichtlich reiche Restaurantgast der Rahmenhandlung Juan ist, der es geschafft hat und zum erfolgreichen Geschäftsmann geworden ist. Dann wäre der von ihm beobachtete Straßenmusiker und Bettler womöglich sein Bruder Jorge. Zumindest singt dieser das Lied, das sie früher immer gesungen haben. Aber es ist wohl ein in Mexico weit verbreitetes Lied, das viele Bettler singen.
Personen: Quiero Ser Florian Gallenberger
Quiero Ser:
Quiero Ser / Quiero Ser : Filmförderungsanstalt Berlin, 1999. - 35 Min.
DVD - Signatur: DVD 605 - Film (DVD)