Nach dem Putsch 1971 hält das Militär nicht nur das Leben, sondern auch die Träume der Menschen in d er Türkei gefangen. Künstlerinnen und Künstler, Linke, Intellektuelle fürchten um ihre Existenz; auc h die Erzählerin, die aus Istanbul übers Meer nach Europa flieht. Im Gepäck: der Wunsch, Schauspiele rin zu werden, und das unbedingte Verlangen, den so jäh gekappten kulturellen Reichtum ihres Landes andernorts bekannt zu machen und lebendig zu halten, ohne sich im »Tiergarten der Sprachen« auf die bloße Herkunft beschränken zu lassen. Und dort, inmitten des geteilten Berlin, auf den Boulevards vo n Paris, im Zwiegespräch mit bewunderten Dichtern und Denkern, findet sie sich schließlich wieder in der »Pause der Hölle«, in der Kunst, Politik und Leben uneingeschränkt vereinbar scheinen.
Emine S evgi Özdamars neuer Roman ist das vielstimmige Loblied auf ein Nachkriegseuropa, in dem es für kurze Zeit möglich schien, allein mit den Mitteln der Poesie Grenzen einzureißen. Er ist der sehns
uchts volle Nachruf auf die Freunde, Künstler, Bekanntschaften, die sie auf ihrem Weg begleiteten. Vor all em aber ist er die wortgewaltige Eröffnung eines Raums zwischen Bedrohung und Geborgenheit, eines vo n Schatten begrenzten Raums.
Personen: Özdamar, Emine Sevgi
Özdamar, Emine Sevgi:
Ein von Schatten begrenzter Raum : Roman. - 1. Auflage. - Berlin : Suhrkamp, 2023. - 762 Seiten. - (suhrkamp taschenbuch)
ISBN 978-3-518-47288-0 15.00
Schöne Literatur - Signatur: SL 24 - Schöne Literatur