Angeregt durch die Familienerzählungen, insbesondere der ihres Vaters, des Neffen des Porträtierten, macht sich die Autorin auf die Suche nach Lebenszeugnissen von Dr. iur. Isidor Geller. Geboren wurd e er als Israel Geller in einem galizischen Stetl; begraben wurde er 1938 in Wien. Gegen den Willen des strenggläubigen Vaters erlangen die Geller-Geschwister weltliche Bildung in einer nahen größeren Stadt. Zum weiteren Fortkommen zieht einer nach dem anderen nach Wien, samt Mutter und Schwester. I sidor studiert dort Jura und wird bald beim Dachverband der Lederindustrie angestellt. Ein wichtiger Industriezweig, vor allem während des Ersten Weltkriegs, durch den Geller zu großem Vermögen kommt. Er arbeitet sich an die Spitze vor, wird Berater des Staates und führt ein typisch großbürgerliches Leben, inklusive einer Geliebten aus dem Theatermilieu. Zu den Gepflogenheiten des Opernfreunds und Kunstsammlers gehört es, zum sonntäglichen Mahl mit honorigen Gästen auch seinen Neffen einzuladen. Beim Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 kann Geller nicht glauben, dass auch er in Ge fahr ist. Aber alsbald wird er verhaftet und malträtiert. Er kommt zwar nochmals frei, ist aber ein gebrochener Mann, der nur mehr dahinsiecht - und wenige Monate später stirbt.