Der Lebensweg eines Überlebenden des Holocaust und eines Kämpfers um seinen Status eines Schriftstellers. (PL) Die Geschichte des 20. Jahrhunderts hat prägend in das Leben des 1902 in Wien geborenen Albert Drach eingegriffen. Der sorglose und früh zu schreiben beginnende junge Mann erlernt als Brotberuf die Juristerei, ein Zugeständnis an seinen Vater, der ihn in seiner schriftstellerischen Laufbahn unterstützte. Trotz gegenteiliger Erfahrungen zögert er lange vor einer Flucht aus Österreich, kann letztlich in Frankreich die Jahre der Verfolgung als Jude überstehen und sich mit viel Hartnäckigkeit den späten Ruhm als Schriftsteller erarbeiten und erkämpfen. - Eva Schobel, freie Literaturwissenschafterin und Journalistin, hat in ihrer umfangreichen Biografie dem Leben eines ungewöhnlichen Mannes nachgespürt. In über 150 Stunden aufgezeichneter Gespräche ist sie Albert Drach, der ihr bereitwillig Auskunft erteilte, sehr nahe gekommen. Diese Informationen erzählt sie teils anekdotisch weiter, wie etwa zu Beginn den Familienmythos, Bram Stoker, der Schöpfer von "Dracula", habe die Familie Drach, die väterlicherseits nachweislich in Siebenbürgen lebte, 1897 besucht. Durch diese narrative Art, Informationen zu transportieren, wird die Biografie sehr lebendig und schafft Anreize zum Weiterlesen. Schobel hat viel recherchiert. Wie sie die Chronologie im Blick behält und Leben und Werkgeschichte miteinander verbindet, hat einen Reiz, besonders deshalb, weil sich durch die unterschiedlichen Erzählvarianten (Protkoll, autobiografische Texte, literarische Texte) auch einiges relativiert. Den Schwerpunkt legt die Biografin entschieden auf die Jahre der Flucht und des Überlebens im Vichy-Frankreich, die Kindheit und Jugendzeit kommt ebenfalls nicht zu kurz. Die weiteren 50 Lebensjahre Drachs muten vergleichsweise nebensächlich an. Den Kampf Drachs um seine Anerkennung als Autor und Schriftsteller arbeitet sie aber deutlich und mit all den Tiefschlägen und späten Lorbeeren aus. Zu seinem 100. Geburtstag wird ihm nun ein Platz im Literaturkanon gesichert, um den er sich stets hartnäckig und mit wechselndem Erfolg bemüht hat. Das Bildmaterial lockert die Biografie auf und veranschaulicht sie zugleich. Die Zitation ist sorgfältig und im Anhang helfen die Quellenangaben bei eigenen Recherchen. Weniger sorgfältig und im Lesefluss ungemein störend sind die durch mangelndes oder gar fehlendes Lektorat vorhandenen Fehler. Zusätzlich zum literarischen Werk Drachs, das im Zsolnay Verlag als Gesamtedition neu erscheint, empfehlenswert.

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Personen: Schobel, Eva

Schlagwörter: Österreichische Literatur Biografie Drach, Albert