Annotation: Ob sie das Badezimmer fluten, das Baumhaus entern oder in Nachbars Garten nachtangeln: Ben, fast sechs, erlebt zusammen mit seinem besten Freund, der Schildkröte Herrn Sowa, allerschönste Abenteuer. Die zehn in sich abgeschlossenen Vorlese-Geschichten von Oliver Scherz unterhalten mitten aus dem Kinderalltag heraus auf ungewöhnlich sachte Art, nehmen Leser ernst und beim Wort und helfen, in aller Poesie und Fantasie größer zu werden. Rezension: Ben, fast sechs, hat einen allerbesten Freund: seine Schildkröte Herrn Sowa. Gemeinsam stellen sie jede Menge Unsinn an, sie fluten das Badezimmer – aus Versehen, versteht sich! –, gehen vor mütterlichem Donnerwetter auf Tauchstation im Wäschekorb, sie klauen einen Schatz zurück, nachtangeln in Nachbars Garten, entern das Baumhaus von Bens großem Bruder. „Herr Sowa, die Welt ist groß“, staunt Ben beim Blick von oben – und das ist im ersten Kinderbuch des Berliner Autors Oliver Scherz, der sich schon in seinen Bilderbüchern der unermüdlichen Helden mit unbeirrbarem Traumpotenzial angenommen hat, ein wundervolles Versprechen. Die Welt ist groß, auch wenn sie zunächst ganz unspektakulär aussieht: Fernab von überstrapazierten Problem- oder Überflieger-Konstellationen einerseits und sentimentaler Idylle andererseits etabliert Oliver Scherz ein Kindheitsbild, an das man schon nicht mehr zu glauben gewagt hat. Das Zimmer, der Garten, der Wald, der Bach hinterm Haus reichen als Spiel-Platz vollkommen aus, die Abenteuer sind stets bewältigbar, und doch ist die (heile) Welt groß. Sie kann sogar zu groß sein, wenn Ben sich unverstanden glaubt, Heimweh oder Angst bekommt. „An Tagen wie heute bin ich nicht gerne Ben“, heißt es dann, denn dieser Art sind die Sprachbilder für Erfahrungen, Herausforderungen, Gefühle, die eigentlich keiner haben will, die aber zum Leben dazugehören – zum Beispiel die, dass man sich ruhig fürchten darf (vor der Dunkelheit, dem Doktor, der Schule), dass man auch die, die man mag, blöd finden kann, und Vermissen erst zeigt, wie sehr man sich liebt. Die zehn in sich abgeschlossenen Vorlese-Geschichten unterhalten mitten aus dem Kinderalltag heraus mit feinem Gespür und großer Aufmerksamkeit für deren Nöte, Aufregungen und Grenzen, Einfallsreichtum, Fantasie und Witz. Am Ende hat Ben den ersten Schultag hinter sich und die Welt vor sich. „Ich glaube, die Welt ist über Nacht gewachsen“, staunt er weiter: zwischen den Polen (zu) groß – (zu) klein ein ansteckender Begleiter für Gernegroße.
Personen: Scherz, Oliver Swoboda, Annette
JE.A
Sche
Scherz, Oliver:
Ben / Oliver Scherz. - Stuttgart : Thienemann, 2013. - 101 S. : Ill. (farb.)
ISBN 978-3-522-18360-4 fest geb. : ca. € 13,40
Vorlesebücher - KuJ-Belletristik