Bemerkenswerte Version des Lebens- und Leidensweges Jesu. Jesus wartet am Ölberg auf seine Verhaftung. Ein Mensch, der seit seiner Kindheit alles kritisch hinterfragt hat, ein ewig Suchender und Zweifelnder, den die Umstände seiner Zeit in eine Rolle drängten, die er gar nicht spielen wollte, ist am Ende angelangt - und er weiß es. In dieser letzten Nacht als freier Mann lässt er sein Leben Revue passieren. Die Geschichte wird anschließend aus der Sicht des Pontius Pilatus weitererzählt, der diese auch für ihn sehr seltsamen drei Tage in Briefen an seinen Bruder Titus in Rom schildert. Schmitt versucht, sich in die Gedanken und Zweifel eines Mannes hinein zu versetzen, von dem man eigentlich nur weiß, dass er Jesus schlussendlich verurteilt hat. Ein plausibler Ansatz gelingt dem Autor mit der Interpretation der Judas-Figur. Dass Pontius Pilatus mit einer starken Frau verheiratet ist, die in der Sache Jesu ohne Scheu ihre persönliche Meinung vertritt, passt perfekt zu dem gekonnt inszenierten Stimmungsbild. Die deutsche Ausgabe enthält übrigens ein 50 Seiten starkes Nachwort über die - in vielerlei Hinsicht! - schmerzhafte Entstehungsgeschichte dieses Romans. - Fazit: Der Bestsellerautor, dem mit "Monsieur Ibrahmin und die Blumen des Koran" der Durchbruch im deutschen Sprachraum gelang, schafft es, einer scheinbar vertrauten Geschichte ganz neue - und psychologisch nachvollziehbare - Facetten zu verleihen. (Na ja, zugegeben, so ganz neu vielleicht doch nicht: Manche Hypothesen kennt man beispielsweise aus dem Roman "Ein Mensch namens Jesus" von Gerald Messadié). Trotzdem: unbedingt lesenswert! *bn* Sabine Krutter
Personen: Schmitt, Eric-Emmanuel Burghart Klaußner
TD.DR
Schm
Schmitt, Eric-Emmanuel:
¬Das¬ Evangelium nach Pilatus / Eric-Emmanuel Schmitt. - Berlin : Audio Verlag, 2005. - 230 Min. - Aus dem Franz. von Brigitte Grosse
ISBN 978-3-89813-457-6
Hörbuch Erwachsene - Compact disc