Der Preis des Widerstandes. (BO) Wir werden in eine Geschichte hineingeboren, "aus der sich Konsequenzen ergeben", bemerkt Hisham Matar, Sohn eines Diplomaten bei den Vereinten Nationen, in einem Interview (ZEIT-Literatur Nr. 23, März 2017). Als Achtjähriger flieht er mit seinen Eltern vor dem Zorn des libyschen Diktators Gadaffi nach Kairo, wo Jaballa Matar, der Vater des Autors, 1990 vom libyschen Geheimdienst als Gegner des Gadaffi-Regimes entführt wird und seinen Widerstand mit Gefängnis und Folter bezahlt. Bis 2011 ist gewiss, dass sich Jaballa Matar im Abu-Salim Gefängnis befindet. Kurz darauf verlieren sich die Spuren. In "Die Rückkehr" beschreibt Matar die ungestillte Neugier, in die Heimat des Vaters zurückzukehren. Hoffnungsvoll reist er 2012 an den Ort seiner Kindheit zurück, sucht dort seinen Vater. Matars Buch liest sich flüssig. Der Autor verbindet gekonnt die biografische Erzählweise mit dem politischen Zeitgeschehen. Der sachliche Ton schafft Distanz zur eigentlichen Dramatik des Geschehens, der Entführung und Verschleppung eines Menschen, der stellvertretend für 300.000 Menschen steht, die 2016 verschwanden. Ein persönliches Buch, eingebettet in einen großen Rahmen. Öffentlichen Büchereien empfohlen!
Personen: Matar, Hisham Löcher-Lawrence, Werner
B
Mat
Matar, Hisham:
¬Die¬ Rückkehr : auf der Suche nach meinem verlorenen Vater / Hisham Matar. Aus dem Engl. von Werner Löcher-Lawrence. - München : Luchterhand, 2017. - 286 S. : Kt.
ISBN 978-3-630-87422-7 fest geb. : ca. € 20,60
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