Schonungslos nihilistische Blitzlichter vom Glück betrogener Existenzen. (DR) Ungekünstelt, ungeschönt, bedrückend ehrlich, jenseits des geringsten Anflugs von Sentimentalität bestechen die kurzen Erzählungen durch den klaren Blick auf deutlich umgrenzte Situationen, in denen - durch Beschränkung auf rationale Beschreibung noch konzentrierter - unausweichliche menschliche Tragik bedrängend ans Tageslicht gezerrt wird: Arbeitslosigkeit und deprimierende Nostalgie, der halbherzige Versuch, den Tod der geliebten Großmutter vom Kind fernzuhalten, das Absterben einer Persönlichkeit unter familiären Bügel- und Wäschebergen, das Ausgeliefertsein eines Kindes an eine "Kunstblutfamilie", das restlos verglühte Feuer einer Liebesbeziehung, die Sisyphus-Anstrengung, aus einer jahrzehntelang aufrecht erhaltenen Scheinwelt in eine nicht mehr vorhandene Realität zurückzukehren, das Ausgebootetwerden nach berufsbedingter Invalidität. In diesem Ambiente menschlicher Abgründe ist Gleichgültigkeit noch das größte Glück, das einem in der schlechtesten aller Welten zustoßen kann. Und doch gibt es ab und zu Lücken in dieser Mauer aus Tragik, Resignation, Melancholie und Pessimismus: Ironie und genüssliches Verlassen der schablonierten Rolle, Sarkasmus, die widerstandsfähige Kraft der Träume und nicht zuletzt die Gewissheit, dass andere noch schlechter dran sind, leuchten aus den Bewegungen der bedrängend realistischen, sprachlich gut durchkomponierten Zeigefinger auf die Wunden zerbrochener Existenzen. Sehr empfehlenswert. *bn* Christiana Ulz
Personen: Kain, Eugenie
DR/KAI
Kai
Kain, Eugenie:
Hohe Wasser : Erzählungen / Eugenie Kain. - Salzburg : O. Müller, 2004. - 167 S.
ISBN 3-7013-1080-7 fest geb. : ca. Eur 16,00
Belletristik - Dichtung/Belletristi