In welcher Sprache träumen Sie? österreichische Lyrik des Exils und des Widerstands
Dichtung/Belletristi

Mit Bedacht zusammengestellte, aktuelle Anthologie zur österreichischen Lyrik des Exils, der Verfolgung und des Widerstands. (DL) Über 50 Jahre nach der bislang einzigen Lyrikanthologie des österreichischen Exils "Dein Herz ist deine Heimat" (herausgegeben vom Exilautor Rudolf Felmayer 1955) ist nun ein beeindruckender neuer Sammelband im Verlag der Theodor-Kramer-Gesellschaft erschienen. Als Herausgeber fungierten der Schauspieler und Autor Miguel Herz-Kestranek, die Literaturwissenschafterin Daniela Strigl sowie der Exilforscher, Schriftsteller und Geschäftsführer der Theodor-Kramer-Gesellschaft Konstantin Kaiser. Ganz besonders die österreichische Literatur des 20. Jahrhunderts ist geprägt durch politische und rassistische Verfolgung, Vertreibung, Flucht und Exil sowie durch den Widerstand dagegen. Rund die Hälfte der österreichischen DichterInnen ist durch den Nationalsozialismus vertrieben, getötet oder anders zum Schweigen gebracht worden. Die hier vorgestellten Gedichte von 278 LyrikerInnen mit rund 500 Werkproben und Kurzbiografien erschüttern und berühren. Das Gedicht nimmt bei diesen Verfolgten und Vertriebenen eine wesentliche Rolle als Überlebenshilfe, als verzweifelte Botschaft an andere oder als letztmögliches Ausdrucksmittel ein. Es sind Texte, die in Arrestzellen und in Konzentrationslagern entstanden sind, auf der Flucht, in der Einsamkeit des Exils oder nach der Heimkehr in ein fremd gewordenes Land. Die Auswahl der Gedichte erfolgte nach vier wesentlichen Gesichtspunkten: hohe literarische Qualität und Vielfalt der lyrischen Formen, einschlägige Thematik (die Gedichte sollten unbedingt die Bedingungen, unter denen sie geschaffen wurden, widerspiegeln), Aufzeigen der unterschiedlichen Erfahrungen von Emigration, Widerstand und Verfolgung und größtmögliches Spektrum verschiedener AutorInnen, selbst wenn einzelne manchmal nur mit einem Gedicht vertreten sind. Neben vielen bekannten österreichischen DichterInnen wie Rose Ausländer, Erich Fried, Hilde Spiel oder Stefan Zweig ist so mancher unbekannte Name eine Entdeckung wert. Auch Theodor Kramer war ein Exildichter, den heute fast niemand mehr kennt, und zwar einer der produktivsten. Weder 1945 noch 1955 war das Exil zu Ende: Seitdem sind viele AutorInnen neu hervorgetreten oder mit ihren bereits vor 1955 entstandenen Werken erst bekannt geworden wie beispielsweise Alfredo Bauer, Ruth Klüger, Trude Krakauer, Anna Krommer, Felix Pollak, Stella Rotenberg oder Jaffa Zins. Österreichische Literatur ist keineswegs nur deutschsprachige Literatur! DichterInnen aus Galizien, der Bukowina, dem Banat, der Tschechoslowakei sind hier ebenso vertreten wie die vor 1938 in Wien heimischen großen jiddischen LiteratInnen. Obgleich einige erwähnenswerte ExilautorInnen wie z. B. Felix Grünbaum fehlen, ist der Sammlung mit übersichtlichem Autorenregister, Gedichtverzeichnis, genauen Quellennachweisen und Copyrightangaben ein höchstmögliches Streben nach Vollständigkeit und Seriosität zu attestieren. Die 1984 gegründete Theodor-Kramer-Gesellschaft erinnert verdienstvollerweise seit Jahren an all diese AutorInnen: Mit der Literaturzeitschrift "Zwischenwelt" , mit Einzelpublikationen und jetzt mit dieser singulären Anthologie. Jeder sollte sich mit der Literatur des Exils und des Widerstands, die eine neue Sensibilität für das Fremde und Ferne schafft, beschäftigen und dieses aktuelle Standardwerk zum Thema lesen. - Unverzichtbar! *bn* Elisabeth Zehetmayer


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Herz-Kestranek, Miguel Kaiser, Konstantin Strigl, Daniela

Schlagwörter: Lyrik Exilliteratur

Interessenkreis: Lyrik

DL/KRA In

In welcher Sprache träumen Sie? : österreichische Lyrik des Exils und des Widerstands. - Wien : Theodor-Kramer-Gesellschaft, 2007. - 567 S.
ISBN 978-3-901602-25-2 fest geb. : ca. Eur 30,00

Zugangsnummer: 0016451001 - Barcode: 01016459
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