Aufgewachsen im sowjetischen Leningard der 1970er Jahre verlässt die Ich-Erzählerin als Siebenjährige ihre Heimat und wandert mit ihren Eltern und ihrer Großmutter mütterlicherseits nach Wien aus. Was Mischa zurücklässt, sind nicht nur zahlreiche Verwandte, sondern auch die Erinnerung an eine große Kindheitsliebe. Was sie findet, sind neue Freiheiten verbunden mit Unsicherheit, Heimatlosigkeit, dem Gefühl der Zerrissenheit. "Wenn ich die Wahl zwischen zwei Stühlen habe, nehme ich das Nagelbrett." Diese Zerrissenheit hängt nicht allein mit ihrer russischen Herkunft zusammen. Auch durch die eigene Familie ziehen sich tiefe Risse, geschuldet einer - teils geleugneten - jüdischen Herkunft, die im Sowjetrussland Fluch und Schande gleichermaßen war. Ihr Heranwachsen, ihre Suche, ihre Sehnsüchte schildert die Ich-Erzählerin, indem sie Anleihe nimmt an russischer Literatur und russischen Märchen. Die Hexe Baba Yaga wird zum Leitmotiv ebenso wie der titelgebende "Spaltkopf", eine dämonische Schauerfigur, die auch eine eigene Stimme erhält und Details aus dem Leben und dem Innenleben der anderen Familienmitglieder erzählt, die Mischa nicht wissen kann. Ein sprachlich faszinierender, intensiver Debüt-Roman, für den die Autorin u.a. mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet wurde.
Personen: Rabinowich, Julya
DR
Rab
Rabinowich, Julya:
Spaltkopf : Roman / Julya Rabinowich. - 1. Aufl. - Wien : Deuticke, 2011. - 202 S.
ISBN 978-3-552-06177-4 [ca. Eur 19,20]
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