Ein Besuch im Hochsicherheitsgefängnis nimmt nicht seinen gewohnten Verlauf. (DR) Auf der kleinen Gefangeneninsel vor der toskanischen Küste befindet sich auch ein Hochsicherheitsgefängnis - keine noch so hohe Mauer kann besser schützen als das Meer. Die Besucher müssen auf der Fähre übersetzen und können erst nach demütigenden Leibesvisitationen ihre inhaftierten Angehörigen sehen. Drei Protagonisten hat dieser Roman: Pierfrancesco Nitti ist seit zehn Jahren Strafvollzugsbeamter auf der Insel und versucht Abend für Abend beim Strandspaziergang mit seiner Frau vom Dienst abzuschalten. Obwohl sie glücklich verheiratet sind, beschleicht Maria Catarina zunehmend das elende Gefühl, nicht mehr zu ihrem Mann durchdringen zu können. Angst nistet sich in ihr ein. - Luisa ist eine Bäuerin aus der Toskana, deren Mann schon mehr als zehn Jahre inhaftiert ist, weil er im Jähzorn jemanden umgebracht hat. Sie erzieht ihre fünf Kinder alleine. - Paolo, ein pensionierter Geschichte- und Philosophielehrer, besucht seinen Sohn. Längst schon hat er seine Bemühungen aufgegeben, zu begreifen, wie aus seinem Kind ein Terrorist werden konnte. Diese drei Personen führt das Schicksal nun zusammen, denn die Besucher versäumen wegen des tobenden Sturms die Fähre und sind gezwungen, die Nacht auf der Insel zu verbringen. Nitti muss sich um sie kümmern. Diese Begegnung ist für alle ein unerwarteter Lichtblick im tristen Dasein und bringt eine Wende, deren Bedeutung erst viele Jahre später spürbar wird. - Der zweite Roman der Autorin liest sich leicht und flüssig und doch transportiert er ein gewichtiges und hoch brisantes Thema. Schade nur, dass die Übersetzung ins Deutsche viele Endungsfehler aufweist. - Empfehlenswert.
Personen: Melandri, Francesca Genzler, Bruno
DR
Mel
Melandri, Francesca:
Über Meereshöhe : Roman / Francesca Melandri. Aus dem Ital. von Bruno Genzler. - München : Blessing, 2012. - 252 S.
ISBN 978-3-89667-485-2 fest geb. : ca. € 17,50
Belletristik - Dichtung/Belletristi