Als Adventkalender getarnte Aufzählung von Wissenswertem aus zwei Jahrtausenden Geschichte des christlichen Abendlandes, deren phantastisch angelegte, um Spannung bemühte Erzählstränge sich im Weihnachtsfest und seiner Botschaft treffen. Gaarder spielt gerne mit Himmel und Hölle und setzt sie dabei auch mit Vorliebe in Bewegung - das hat er verschiedentlich bereits bewiesen. Diesmal lässt er Himmel und Hölle spielen - dieses Geschicklichkeitsspiel, bei dem mit Kreide auf den Asphalt gezeichnte Kästchen in der richtigen Weise durchsprungen werden müssen. Doch nur wo Gaarder draufsteht, ist auch wirklich Gaarder drin! Zum Beweis wird Himmel und Hölle hier nicht simpel in unseren üblichen Dimensionen gespielt, hinzu kommt vielmehr der Faktor Zeit: Die seltsame kleine Truppe, die sich im Norwegen des Jahres 1948 auf den phantastischen Weg ins Bethlehem des Jahres 0 macht, um bei Jesu Geburt beim Halleluja mitzujubeln, besteht neben dem Engel Efiriel und einem Lämmchen aus dem norwegischen Mädchen Elisabet. Quer durch die Zeiten durchschreitet die um weitere Engel, Hirten, Schafe und die drei Könige anwachsende Gruppe das Land, besucht dabei historisch bedeutsame Stätten zur Zeit historisch bedeutsamer Menschen - was manchmal fatale Folgen hat, wenn man von gewöhnlichen Sterblichen als Wunder des Himmels gedeutet wird und rasch auf ein anderes Zeitfeld zurückhopsen muss. Üblicherweise schaut man aber zum Beispiel im Jahr 325 bei Bischof Nikolaus in Myra vorbei, um festzustellen, dass er als Vorläufer des Weihnachtsmannes tatsächlich jeden Satz mit einem polternden Ho, Ho! (sic) begonnen hat. Elisabets Verschwinden aber bleibt in der norwegischen Wirklichkeit ein ungeklärter Fall. Bis Joachim im Norwegen unserer Tage sich einen Adventkalender wünscht, einen altmodischen, der sich als magisch herausstellt, vielerlei Überraschungen zu bieten hat und die ganze Familie in Atem hält: Über 24 Stationen entwickelt sich die seltsame Reise Elisabets bis an ihr Ziel Bethlehem, während sich gleichermaßen - fünfzig Jahre nach ihrem Verschwinden - ihre Heimkehr verwirklicht. Gaarder ist es überzeugend gelungen, die reizvolle Idee im Überschwang, sein umfangreiches Wissen mitteilen zu müssen, zwangsläufig zu ersticken. Die Verschränkung der Erzählebenen blockiert jedes Aufkommen von Spannung, der schulmeisterliche O-Ton des auktorialen Erzählers wird in seinem besserwisserischen Gehabe unerträglich. Einander Freude zu schenken wäre die zentrale Botschaft des Weihnachtsevangeliums, meint Gaarder. Das ist ihm mit diesem Buch nicht gelungen.
Medium erhältlich in:
5 St. Laurentius Bad Soden,
Bad Soden-Salmünster
Personen: Gaarder, Jostein
Standort: Weihnachten
Gaarder, Jostein:
¬Das¬ Weihnachtsgeheimnis / Jostein Gaarder. Mit Bildern von Rosemary Wells. - München : Hanser, 1998. - 271 S. : Ill. ; gebunden. - Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
ISBN 978-3-446-17709-3 fest geb. : ÖS 123,- / DM 16,90 &
Kinderbücher für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren - Signatur: Gaard - Buch