Beziehung einer unangepassten Frau der 68er-Generation zu einem lebenslang inhaftierten Frauenmörder. (DR) Erzählt wird aus der Warte der Frau und ihres Sohnes. Der Sohn berichtet von einer seltsam gefühlskalten Mutter. Er beschreibt sie als jemanden, der keine Liebe geben konnte, dem enge Beziehungen ein Gräuel waren, der sich von Mann und Kind lossagte. Mittlerweile erwachsen, ist die mütterliche Ablehnung noch immer ein zentrales Thema im Leben des jungen Mannes. Die Gedanken der Mutter wiederum kreisen ausschließlich um einen zu lebenslanger Haft verurteilten Frauenmörder, der in jungen Jahren vier Frauen auf grausamste Art getötet hat. Irgendwann vor langer Zeit hatte sie begonnen, dem Gefangenen zu schreiben, es folgten Besuche und später streng bewachte kurze Ausflüge. Die Verbindung der Frau zum Mann scheint merkwürdig einseitig. Ist es Liebe oder ganz einfach das verzweifelte Bemühen einer Frau um eine Beziehungs-Konstante, die ihrem Leben eine gewisse Ordnung gibt? Der Mörder selbst wird als geläuterter, gutmütiger und einfältiger Riese beschrieben, der mit Tieren spricht und sich wie ein Kind über die Sonne und die frische Luft im Rahmen eines Freigangs freut. Bereits todkrank, wird ihm die Begnadigung verweigert. Seine Besucherin spielt, anders als seine Opfer, in seinen Gedanken keine Rolle. In Polizei-Protokollen, die der Autor immer wieder einschiebt, sind die Einzelheiten der Frauenmorde und die Erklärungen des Mörders nachzulesen. Es geht im vorliegenden Buch um Motive und Taten, um Schuld und Vergebung, um Lieben und Geliebt-Werden. Ein mit viel Sorgfalt und Herzblut aufgebauter Roman, der einen nicht so schnell loslässt.
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Ljubic, Nicol: Als wäre es Liebe : Roman / Nicol Ljubic. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2012. - 223 S. ISBN 978-3-455-40420-3 fest geb. : -Euro; 20,60
Zugangsnummer: 2020/0911
Schöne Literatur -
Signatur: Ljubi -
Buch