1987 erschienen, kann und will der mittlerweile kanonisierte Text als Reaktion auf die Nuklearkatastrophe in Tschernobyl gelesen werden, als Versuch mögliche Folgen in unmittelbarer Nähe zu fassen. Im Atomkraftwerk Grafen-Rheinfeld passiert ein Reaktorunfall, ABC-Alarm wird ausgelöst, das Chaos beginnt. Der Roman erzählt die Geschichte der vierzehnjährigen Janna-Berta, die bei der Katastrophe ihre Familie verliert, eine traumatisierte Irrfahrt durch das kontaminierte Deutschland durchmacht und an der Strahlenkrankheit erkrankt. Sie erlebt das komplette Versagen des Katastrophenschutzes, Lebensmittelknappheit und mangelnde Hilfsbereitschaft für die Opfer. Für die Strahlengeschädigten zeigt sich die Unmöglichkeit, ein normales Leben zu führen, da sie von ihren Mitmenschen aus Angst vor körperlicher Kontamination und seelischer Konfrontation gemieden werden. 2006 wurde der Roman von Gregor Schnitzler verfilmt und der von Gudrun Pausewang gesetzte Fokus auf die menschlichen Aus- und Nachwirkungen stark hin zum Liebes-Katastrophen-Epos verschoben. Überzeugen kann der gut besetzte Film dort, wo es um die Visualisierung der beklemmendsten Szenen des Romans geht: Als etwa der Bruder des Mädchens verunglückt und sie ihn erst begraben kann, als die Sperrzonen lange nach dem Unglück wieder geöffnet werden. Bei aller Dramatik bleibt die überzeugende politische Dimension des Buches auf der Strecke: Die Vertuschung, die Alleingelassenheit der Bevölkerung, die hoffnungslose Zukunft der Strahlenopfer und Janna-Bertas Engagement gegen das Vergessen. *STUBE*Nachhaltigkeit
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