Jetztling: Torschlusspanik, Kunst und ein alter Liebhaber. (DR) Die österreichische Autorin Gertraud Klemm erzählt in ihrem gleichermaßen kurzen (160 Seiten) wie kurzweiligen Roman Episoden aus dem Leben einer jungen orientierungslosen Frau Ende zwanzig. Annika ist ausgebildete Physiotherapeutin, Kunstgeschichtestudentin, Aktmodell, Tochter, beste Freundin, Geliebte und Stieftussi - sie ist viele, aber immer auf der Suche nach sich selbst. So torkelt die Protagonistin zwischen Alfred, einem um 30 Jahre älteren Intellektuellen, mit dem sie in einer unverbindlichen Beziehung lebt, ihrem Nachtleben als Kellnerin und ihrem Dasein als Frau mit Torschlusspanik hin und her. Um ihrer Umgebung gerecht zu werden, studiert sie Kunstgeschichte, verwehrt sich aber einem Leben, in dem es um Karriere und Familie geht, widersetzt sich der "Erbsenzählerei", will nichts anderes sein als ein "Jetztling". Alfreds Herzinfarkt und der Terrorangriff auf das Lokal, in dem sie jobbt, zwingen die Ich-Erzählerin aber, ihr Leben neu auszurichten. In schnörkelloser Sprache erzählt die Autorin von einer Frau und ihren Affären, ihren sexuellen Ausschweifungen, der fehlenden Empathie und der unendlichen Einsamkeit, der sie ausgeliefert ist. Gertraud Klemm gibt grandios den Zeitgeist wieder, durch ihre Protagonistin, die Themen und ihren direkten Umgang mit Sexualität spricht sie allerdings keine ganz junge, sondern eine erwachsene Leserschaft an. Sehr empfehlenswert!
Personen: Klemm, Gertraud
DR Kle
Klemm, Gertraud:
Erbsenzählen : Roman / Gertraud Klemm. - Graz [u.a.] : Droschl, 2017. - 160 S.
ISBN 978-3990590065 fest geb. : ca. EUR 19,00
Romane, Erzählungen und Novellen - Buch: Romane, Erzähl