Erschütternde Dokumentation einer Kriegsberichterstatterin. (GM) Lynsey Addario ist Fotojournalistin und Kriegsberichterstatterin für amerikanische Zeitungen. Die kaum 1,60m kleine, zarte Frau fährt mit ihren männlichen Kollegen in Länder und Regionen, wo eigentlich kein Mensch sein möchte. Getrieben von Neugier und Reiselust, aber auch vom Drang, der Welt von dem Schrecken des Krieges zu berichten, geht sie Wagnisse ein, die ihr schon zweimal fast das Leben gekostet hätten. Um nicht der Momentaufnahme einer Tages- oder Wochenzeitung anheimzufallen, beschließt sie, ihre Erlebnisse in einem Buch mit vielen bestürzenden und zugleich faszinierenden Fotos zu dokumentieren. Sie beginnt mit einer Kampfhandlung, schildert den dramatischen Einsatz der Journalisten und wirft die LeserInnen direkt in das Geschehen des Schreckens. Danach folgt eine kurze ruhige Phase, in der sie ihren biografischen Werdegang zur Fotojournalistin erzählt. Sie verfasst überzeugend, ohne Zurückhaltung und mit einer erschütternden Genauigkeit all diese Kriegsberichte, die wir täglich in der Zeitung lesen und dennoch nicht wahrhaben wollen. Sie beschreibt ihre Gefühle, ihre Eindrücke und ihre Trauer angesichts der Unfähigkeit der Menschen, Frieden zu finden, und tut dies ohne Schuldzuweisungen. Das Böse und das Elend passieren auf allen Seiten der Kriegsbeteiligten. Fotografierend berichtet sie über ermordete Menschen im Irakkrieg, das Leid der Frauen im Kongo, den Aufstand in Libyen, über den Alltag in Afghanistan, über die Flüchtlingswelle in Syrien und die Armut in Indien, aber auch über die kulturellen Unterschiede der Menschen. Sie erzählt von ihren Journalistenkollegen und den todesmutigen Fahrern, ohne die sie vieles nicht gemacht hätte. Eine Frau alleine ist in diesem Sumpf verloren. Man fährt immer zu zweit oder zu dritt und ist bis zum Tode verbunden. Bei der Lektüre dieses Buches wird einem bewusst, was Journalismus bedeuten kann. Addarios Fotos erzählen Geschichten und jede Momentaufnahme ist ein geschundenes Leben, dennoch kommt manchmal ein zögerliches Lächeln durch. Das Bild eines verletzten Kindes von S. 253 berührt außergewöhnlich stark. Alles Leid, alle Trauer und alle Ohnmacht unserer Welt spiegeln sich in den Augen des Jungen. Man kann das Buch nicht in einem durchlesen, man muss Pausen einlegen, um all den Schrecken zu ertragen und zu begreifen. Absolut empfehlenswert für jede Bücherei, auch für Schulen.
Personen: Addario, Lynsey Gebauer, Stephan
GE Add
Addario, Lynsey:
Jeder Moment ist Ewigkeit : ; als Fotojournalistin in den Krisengebieten der Welt / Lynsey Addario. Aus dem Amerikan. von Stephan Gebauer. - Berlin : Econ, 2016. - 367 S. : Abb. (farb.)
ISBN 978-3-430-20212-1 fest geb. : ca. Eur 25,70
Geschichte und Kulturgeschichte einzelner Epochen und Länder - Buch: Sachbücher