Ultima Thule, der fernste Ort, fasziniert Julian, den Helden des Romans, seit seiner Kindheit. Und seine Suche nach diesem Ort bedingt eine ständige Flucht -- einen ständigen Versuch, seiner Umgebung zu entfliehen, sein mittelmäßiges, bürgerliches Leben hinter sich zu lassen. Ein inszenierter Schwimmunfall scheint ihm die ultimative Lösung für ein völliges Verschwinden, für einen Neubeginn. Dieser Ausgangspunkt birgt Reminiszenzen an seine Kindheit, seine Jugend. Die Erinnerung an seine Eltern, an seinen hoch begabten Bruder, in dessen Schatten er immer stand, an eine "normale", bürgerliche, einengende Welt, der er schon als Kind zu entfliehen suchte.
Daniel Kehlmann versteht es, den Leser in einen Sog zu ziehen, in ein Spiel mit Fiktion und Realität, das immer undurchsichtiger und undurchschaubarer wird. Je näher Julian seiner letzten Flucht kommt, desto mehr Ereignisse aus der Vergangenheit nehmen in der Gegenwart Gestalt an, scheinen ihm wieder zu begegnen. Und so bleibt die Antwort auf die Frage, ob Julian seinem alltäglichen Dasein wirklich entfliehen kann, oder ob es nur die Fiktion einer Flucht ist, die er erlebt, letztlich dem Leser überlassen.
Personen: Kehlmann, Daniel
DR.G
Keh
Kehlmann, Daniel:
¬Der¬ fernste Ort / Daniel Kehlmann. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2001. - 148 S.
ISBN 3-518-41265-5 ats 248,00
Gesellschaftsroman - Belletristik