Hackl, Erich
Die Hochzeit von Auschwitz eine Begebenheit
Belletristik

Literatur und Lebensrettung. Erich Hackls neues Buch, das ist eine Provokation. Wir hören Auschwitz, und es rattern die Assoziationen: die "Auschwitzlüge" und die "Auschwitzkeule" und Adornos berüchtigtes Verdikt: "nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch". Auf dieser höheren, symbolischen Ebene gehen wir mit dem in alle Ewigkeit seiner Unschuld beraubten Ortsnamen routiniert um, aber "Die Hochzeit von Auschwitz" läßt Normalität und Grauen allzu konkret und daher verstörend aufeinanderprallen. Ein Wunder kann auch in der absoluten Finsternis geschehen. Das Auschwitz des Erich Hackl ist kein Symbol, es ist ein Ort, an dem konkrete Menschen gelebt haben und gestorben sind, ein Ort, an dem selbst das Grauen Abstufungen hat - Ende 1943 wird der berüchtigte Rudolf Höß als Lagerkommandant abgelöst, sein Nachfolger entschärft das Terrorsystem. Freilich, ein Ort für Happy Ends ist das KZ deshalb noch lange nicht: Rudi Friemel, der Bräutigam der denkwürdigen Hochzeit, wird Ende 1944 nach einem mißglückten Fluchtversuch gehenkt.Erich Hackl schreibt wahre Geschichten, wenn es denn so etwas gibt, er erlöst Biographien aus ihrer Anonymität. Seine "Lebensgeschichte von unten" bringt zur Sprache, was sonst verschwiegen worden, vergessen geblieben wäre. Obwohl der Autor seinem Publikum diesmal mehr abverlangt, mehr Eigeninitiative und genauere Lektüre, so wirkt dieses Buch wie alle Bücher Hackls merkwürdig tröstlich.


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Personen: Hackl, Erich

Schlagwörter: Lebensgeschichte Zweiter Weltkrieg Politischer Roman Konzentrationslager Nationalsozialismus Drittes Reich Zeitroman Auschwitz

DR.Z
Hac

Hackl, Erich:
¬Die¬ Hochzeit von Auschwitz : eine Begebenheit / Erich Hackl. - Zürich : Diogenes, 2002. - 183 S.
ISBN 3-257-06324-5 € 17,40

Zugangsnummer: 0011035001 - Barcode: 0001109177
Politische und sozialkritische Romane - Belletristik