In seinem neuen Prosaband greift Ilija Trojanow, der als kleiner Junge mit seiner Familie aus Bulgarien nach Deutschland flüchtete, das aktuelle Thema "Migration" auf. Dabei macht er seine eigenen Erfahrungen zur Grundlage allgemeiner Betrachtungen über die existenzielle Situation von Migranten.
Ilija Trojanow ist nicht nur ein erfolgreicher Romancier, sondern in seinen Sachbüchern auch ein Streiter für die Menschenrechte. Sein neuer Prosaband greift mit dem aktuellen Thema "Migration" zugleich auf sein eigenes Lebensschicksal zurück: 1965 in Sofia geboren, floh er als kleiner Junge mit seiner Familie aus Bulgarien nach Deutschland, wo er 1972 politisches Asyl erhielt. Trojanow rekapituliert die Stationen seiner eigenen Migration und sucht in seinen Erfahrungen allgemeingültige Erfahrungsmuster von Migranten aufzuspüren. Sie reichen vom Heimatverlust und der Fremdheit im Ankunftsland über den Sprachwechsel bis zu einem dauerhaften Leben im Wurzellosen, im "Dazwischen". Trojanow will mit diesen nachdenklichen Betrachtungen die Klischees des öffentlichen Diskurses aufbrechen, in dem die existenziellen Probleme von Migranten auf sozioökonomische Fragen verkürzt werden. Doch ob ihm das mit diesen gedanklich anspruchsvollen Essays und bildstarken Aphorismen gelingt, erscheint mir eher zweifelhaft. Dennoch als wichtiger Beitrag zum Thema schon mittleren Bibliotheken empfohlen.
Personen: Trojanow, Ilija
DR.G
Tro
Trojanow, Ilija:
Nach der Flucht / Ilija Trojanow. - 1. Auflage. - Frankfurt am Main : Fischer, 2017. - 124 Seiten ; Illustrationen
ISBN 978-3-10-397296-2
Gesellschaftsroman - Belletristik