Mitten im Unterricht steht der Berner Lateinlehrer Raimund Gregorius auf und geht. Aufgeschreckt vom plötzlichen Gefühl der verrinnenden Zeit, lässt er sein wohlgeordnetes Leben hinter sich und setzt sich in den Nachtzug nach Lissabon. Im Gepäck hat er das Buch des Portugiesen Amadeu de Prado, das ihm vom Zufall in die Hände gespielt wurde. Was er liest, lässt Raimund Gregorius nicht mehr los, und deshalb unternimmt er den rastlosen Versuch zu verstehen, wie es war, Amadeu de Prado zu sein. Im Laufe seiner Nachforschungen, die ihn kreuz und quer durch Lissabon führen, entsteht das Bild eines ungewöhnlichen Arztes und Poeten, der gegen die Diktatur Salazars gekämpft hatte. Doch was heißt das: einen anderen Menschen zu kennen, ein anderes Leben zu verstehen? Und ist es überhaupt möglich, aus dem gewohnten Leben auszubrechen? Tiefer und tiefer geht die Reise - und führt schließlich in die gefährlich eisigen Grenzregionen der Persönlichkeitsspaltung. Mercier ist ein Roman von betörender und träumerischer Schwere gelungen. Dieser Roman ist ein vielstimmiges Epos von einer Reise nicht nur durch Europa, sondern auch durch unser Denken und Fühlen. Ein Buch, dessen sinnliche Dichte genauso beeindruckt wie seine gedankliche Tiefe.
Personen: Mercier, Pascal
DR.G
Mer
Mercier, Pascal:
Nachtzug nach Lissabon : Roman / Pascal Mercier. - München [u.a.] : Hanser, 2004. - 495 S.
ISBN 3-446-20555-1 € 25,60
Gesellschaftsroman - Belletristik