Jahresende und Jahreswechsel, das ist eine Zeit
der Orientierung: Woher kommen, wo stehen, wohin gehen wir gerade? Die Herausforderungen der Gegenwart haben in diesem Jahr fragen lassen, ob wir uns in einer Zeitenwende befinden, in der Neujustierungen von gesellschaftlichen und kirchlichen Haltungen gefragt sind. Der Diagnose von der erschöpften Gesellschaft werden vermutlich viele zustimmen. Welche Therapie aber folgt daraus? Keine Organisation, keine Kirche, die sich derzeit nicht mit Zukunftsfragen befasst. Landeskirchlich ist mit der Initiative zum Zukunftsprozess 2030: Kirche gemeinsam gestalten auch eine Beteiligungsplattform an den Start gegangen, die das Mitmischen anregt (www.landeskirche-hannovers.de/evlka-de/zukunft) Der Religionsunterricht geht auf seinem niedersächsischen Weg
in die Zukunft dem Modell des Christlichen
Religionsunterrichts in gemeinsamer Verantwortung entgegen (S. 78). Wir begrüßen die
neue Kultusministerin des Landes Julia Willie
Hamburg und wünschen ihr Mut und Beherztheit für die politische Gestaltung von Bildung
in Niedersachsen!
Auch für das RPI war 2022 aus diesen und
anderen Gründen ein Jahr der Herausforderungen und bewegter Aufbrüche in vielerlei Hinsicht. Am Ende des Jahres freuen wir uns, dass
nun der 125. Loccumer Pelikan losfliegt; damit
ist seit dem ersten Heft eine Schar von Texten
zur fachlichen Diskussion, Information und didaktischen Anregung bei Ihnen gelandet (S. 74-
77).
Zur Beständigkeit der abrahamitischen Religionen gehören ihre heiligen Schriften - sie
wahrzunehmen, zu lesen, zu verstehen, zu
kontextualisieren, ist dabei immer wieder neu
gefragt. Dieser Pelikan schaut religionsbezogen
in mehrere hermeneutische Richtungen. Von
Ursula Rudnick ist zu erfahren, was sie selbst vom Midrasch gelernt hat und in welchem Verhältnis historisch-kritische und rabbinische Exegese zueinander stehen. Welche Anstöße eine theologisch-historische Hermeneutik des Korans braucht und bekommt, berichtet der Islamische Religionspädagoge Mouhanad Khorchide und strebt dabei eine Klärung der Beziehung zwischen Gott und Mensch an. Mit dem Anspruch der Authentizität der Bibel befassen sich in exegetischer Hinsicht Jens Herzer und Michaela Veit-Engelmann exemplarisch am Phänomen der Pseudepigraphen. Und Thomas Naumann beleuchtet anhand der Überlieferung der Story von Hagar und Ismael die rezeptionsgeschichtliche Rolle von biblischen Nebenfiguren. Etliche Anregungen für den praktischen Umgang mit heiligen Schriften folgen.
Mit dem Blick in die nahe Zukunft des nächsten Jahres fügen wir diesem Pelikan ein Jahresprogramm unseres Instituts für 2023 bei. Für aktuelle Infos empfiehlt sich jedoch der Blick auf das regelmäßig aktualisierte Jahresprogramm
auf der Homepage des RPI. Ausdrücklich danken wir für Ihre Verbundenheit und alle Unterstützung der Formen unserer Arbeit durch Gedanken und Geldgaben!
"Jede Gegenwart entwickelt sich aus den
Möglichkeiten der Zukunft und in den Möglichkeiten der Zukunft sind auch die Möglichkeiten Gottes enthalten, das heißt, das überraschend Neue, das Unberechenbare", hat Jürgen Moltmann in seiner Theologie der Hoffnung
proklamiert. Die christliche Heilige Schrift erzählt daher von einer heiligen Nacht: Ihnen
frohe, gesegnete Weihnachten, kommen Sie
friedensgeneigt und hoffnungsfroh hinein ins
neues Jahr. Möge es Wege aus der Erschöpfung
in den Zusammenhalt aufzeigen, die Mut und
Demut balancieren und dabei über VertrauensTankstellen führen.
Medium erhältlich in:
Serie / Reihe: Loccumer Pelikan Religionspädagogisches Magazin für Schule und Gemeinde des Religionspädagogischen Instituts Loccum
Personen: Silke Leonhard
ZS 5.00
Silke Leonhard:
Hermeneutik heiliger Schriften : Loccumer Pelikan / Silke Leonhard. - 1 Auflage. - Loccum : RPI Loccum, 2022. - 82. - (Loccumer Pelikan Religionspädagogisches Magazin für Schule und Gemeinde des Religionspädagogischen Instituts Loccum)
ISSN 14358387
Religionspädagogische Praxis - Zeitschriftenheft