Nicole Bottet
Mit zarten Collagen und fließendem Öl fängt sie den Hauch des Lebens ein
Wie eine Sterbende schrumpft die Blume, noch voller Farbe, in sich zusammen.
Das Tischtuch hat keinen Anfang und kein Ende, gleich einem Tuch, das in Träumen verlassene Tische ziert.
Die Blätter rascheln leise, denn ein Windstoß hat ihre illusorische Ruhe gestört. "Stilleben", Nicole Bottet
"liebt" dieses Wort, denn sie versucht das Leben einzufangen und will "die unmerkliche Bewegung" diese als
"still" bezeichneten Objekte "überraschen".
So wie ein Dichter das Erhabene in Form von Poesie erschaffen und seine Verse mit der Präzision eines Gärtners
zurechtschneidet, auf dieselbe Weise stellt die Künstlerin den Augenblick wieder her, vergänglich und verschwommen,
indem sie ihre Farben langsam verstärkt.
Ihre Inspiration entspringt einem Blick; die unbeständige Natur, ein Lichtstrahl, die Widerspiegelung einer
Bodenfliese, die nicht existierte und die schon entschwunden ist. Ein Moment genügt ihr, denn sie hat im Nu
"den Vorwand zum Malen" einfangen.
Längere Zeit hindurch liebte ihre Palette das Grau, den Schatten, die Durchsichtigkeit, die wie das Aquarell
den Überfluß an Matereie ausschüttet, um die Seele der Dinge wiederherzustellen. Aus diemer monochromen
Trunkenheit hat sie das Gefühl für Nuanchen beibehalten,; ein Grün-Blau, dessen Schattierungen sich mit den
Schritten des Besuchers ändern, ein eigenartiges Geld, wie das einer Bergblume.Sie,die sich an den "Gipswald"
im Salle des Antiques der Ecole des Beaux Arts erinnert und die ihre Werke mit der Bescheidenheit einer Schülerin
signiert, hat sich einer fast orientalischen Metamorphose unterzogen.
Das fließende und verarbeitet Öl, das sie mit Papier überlagert, schafft eine Farbe wie keine andere,
den Zeitgeist der Schrift wiederbelend. Ob aristokratisch anmutend wie das Archiv einer alten Schlosses
oder kühn republikanisch wie die senkrechten Buchstaben einer Zeitung am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Ein Manuskript , so schön wie ein Relikt. EIne Typographie, so üppig wie das Werk.
Diese intime Collage, die aus ihrer Jugend stammt, hat Nicole mit gelbem Gold überlagert, eine Antwort
auf die dunklen und düsteren Rottöne, ein rotes Gold, das von Wänme durchglüht ist, ein Platin, das eine
"sanfte Vibration" verleiht. Japan ist von dieser "Frau des Papiers", die ein einfache Sprache spricht, berührt
worden und hat sie und ihre goldene Periode triumphal gefeiert.
Valérie Duponchelle
Leseror. Aufstellung: Kunst → Sammlungen
Nicole Bottet - Ölbilder : 8.September - 26.Oktober 2002 Galerie Peerlings. - Krefeld, 2002. - 11 Seiten : überw. Ill. (überw. farb.) ; 20 cm
Pp : 0,00
Museen, Sammlungen, Galerien, Kunststätten - Signatur: Kunst; Sammlungen - Buch