Zum ersten Mal kam Danowski der Gedanke, wie leicht es wäre, ihn hier verschwinden zu lassen. Es gab tausende von Unfallmöglichkeiten: schwere Gegenstände, die einem auf den Kopf fallen konnten, steile Treppen, Maschinen, deren Kolben größer waren als er selbst. Dazwischen schmale Gangways, Balustraden, notdürftig mit Metallbügeln gesicherte Leitern. Und immer wäre er selbst schuld weil niemand das Gegenteil beweisen könnte: er, der Polizist, der sich über Verbote hinweggesetzt und eigenmächtig an Bord ermittelt hatte. Und dabei auf ebenso tragische wie sinnlose Weise gestorben war; eine weitere Kaltausschiffung. Seine Verfolger waren nur noch fünf, sechs Meter entfernt, aber sie hielten inne, als Danowski anfing, die Tüte über seinem Kopf zu schwenken wie eine flüssige Keule. 'Viral load!', schrie er, rannte los, mit drei, vier Sätzen auf dem ersten Treppenabsatz - die Menschen machten ihm Platz - dann vorbei am 'Klabautermann', noch eine Treppe, keine Ahnung in diesem Geräuschebrei, ob das Schritte hinter ihm waren... - Wer infizierte Carsten Lorsch mit dem tödlichen, hochaggressiven Virus, das ihn grausam entstellt auf einem Kreuzfahrtschiff sterben ließ? Die 'Große Freiheit' steht mit Besatzung und Passagieren unter Quarantäne im Hamburger Hafen und mittendrin Ermittler Danowski. Ein schwimmender Sarg. Und keiner darf von Bord.
Weiterführende Informationen
Personen: Raether, Till
Raether, Till:
Treibland : Kriminalroman / Till Raether. - Orig.-Ausg. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt Polaris, 2014. - 494 S. ; 21 x 13,4 x 4 cm
ISBN 978-3-499-26708-6 Tb. : 14,99
Romane Erwachsene - Signatur: E R Raeth - Buch