Die Anfänge der nordamerikanischen Rezeptionsgeschichte des Katechismus liegen zunächst v. a. im Umfeld der Kolonie Nieuw Nederland, dann in den britischen Mittelkolonien, wohin auch viele deutsch-reformierte Einwanderer zogen. Nach der Revolution kamen weitere Migrationswellen aus Deutschland und Holland, die das kontinentaleuropäische Reformiertentum über die USA verbreiteten. Für die Reformierten kontinentaleuropäischer Provenienz war der Heidelberger Katechismus nicht nur Maßstab der Rechtgläubigkeit, sondern auch Kristallisationspunkt kollektiver Identitätsbildung im Kontext einer multiethnischen und religiös pluralistischen Gesellschaft. Als ein solcher Kristallisationspunkt war die Deutung des Katechismus und seiner normativ-praktischen Rolle für die Kirche aber stets umstritten, insbesondere zwischen Unterstützern und Gegnern der Erweckungsbewegungen. Bei diesen theologischen Konflikten ging es immer auch um sprachlich-kulturelle Assimilation. Der Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen vor dem Bürgerkrieg war die von den Mercersburger Theologen John Williamson Nevin (1803-86) und Philip Schaff (1819-93) entfachte Debatte um das Selbstverständnis der deutsch-reformierten Kirche.
Personen: Stievermann, Jan
Stievermann, Jan:
¬Der¬ Heidelberger Katechismus in Nordamerika: von der Kolonialzeit bis zum Bürgerkrieg / Jan Stievermann, 2012. - S.432-443
Einheitssacht.: 450 Jahre Heidelberger Katechismus (1563-2013)