Mehrperspektivische Analyse des deutschen Bildungssystems auf die Frage hin, warum dieses mehr Ungerechtigkeit schafft als abbaut. (PN) Der Bildung wird sehr häufig die Fähigkeit zugesprochen, sie könne gesellschaftliche Probleme beseitigen oder diesen vorweggreifen. Dies sei schlichtweg illusorisch, meint Erziehungswissenschaftler El-Mafaalani in seinem neu erschienenen Buch. Der Ruf nach Auflösung gesellschaftlicher Ungleichheit mittels Bildung bzw. Bildungseinrichtungen sei in seinen Augen eine Unmöglichkeit, da diese Institutionen, legitimiert durch festgefahrene bildungspolitische Strukturen, von sich aus Ungleichheit voraussetzen. In sechs für sich eigenständigen Kapiteln nähert sich der Autor auf unterschiedliche Art und Weise dem Forschungsfeld an. Entgegen der Erwartung ist El-Mafaalani ein durchaus neuartiger Zugang zu diesem Bereich gelungen: Er durchdenkt beispielsweise, welche Konsequenzen der Aufstieg mittels Bildung mit sich bringt, da dieser nicht nur positive Seiten hat. Für das österreichische Lesepublikum mag der Fokus streckenweise sehr deutschlandlastig erscheinen, nichtsdestotrotz lohnt es sich, dem kritischen Denken des Autors zu folgen und diese Gedanken auf das hiesige System zu übertragen, denn die Rufe nach ebenjener Auflösung der sozialen Ungerechtigkeit mittels Bildung sind auch auf dieser Seite der Grenze die gleichen.
Personen: El-Mafaalani, Aladin
Sa 3 ElMa
El-Mafaalani, Aladin:
Mythos Bildung : Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft / Aladin El-Mafaalani. - 1. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2020. - 318 S.
ISBN 978-3-462-05368-5 fest geb. . : EUR 20,--
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