In unserem Kurs über Religionen in China meldet sich Herr Zhang, Masterstudent aus China, zu Wort: "Ich denke, in China hat sich keine religiöse Sprache entwickelt. Die westlichen Konzepte passen kaum zum chinesischen Kontext ¿" Tatsächlich ist der heute in China verwendete Begriff für Religion "zongjiao" erst im 19. Jahrhundert - über den Umweg Japan - als Neologismus nach China gelangt, und mit ihm ein Verständnis von Religionen, das überwiegend abendländisch geprägt ist. Hinter dem Begriff Religion stehen ja oft bis heute Vorstellungen, die man mit "Weltreligionen" verbindet: von einem fest umrissenen Kanon, von Würdenträgern, einer elaborierten Institution, Das aber trifft auf China genau nicht zu, Es ist kein Wunder, dass unter diesen Voraussetzungen populäre Glaubensformen wie der Ahnenkult oder die Geomantik - das Fengshui - in der Volksrepublik China bis heute nicht als Religion anerkannt sind, sondern offiziell als Aberglaube gelten. Dabei, erklärt Zhu Haibin, Professor an der Fudan Universität in Shanghai, stellten populäre Glaubensformen die einflussreichste Tradition in Ostasien dar.
Personen: Gänßbauer, Monika
Gänßbauer, Monika:
Religionskonzepte in China : eine kurze Einführung / Monika Gänßbauer, 2014. - S.11-15
Einheitssacht.: Religionen in China