Fordere langen Leseatem - biete wohldurchdachte Figurenporträts. (DR) Nach der erfolgreichen Serie um die Psychotherapeutin Siri Bergmann, gemeinsam verfasst mit ihrer Schwester Asa Träff, bereichert die Schwedin Camilla Grebe die Literatur mit einem eigenständigen Roman und bleibt dabei dem Genre treu: Eine grausam zur Schau gestellte Leiche in der Wohnung eines Geschäftsmannes erinnert die Kriminalpsychologin Hanne an einen verblüffend ähnlichen Fall von vor zehn Jahren. Aufgrund ihrer zunehmenden Demenz fällt es ihr - und somit auch den LeserInnen - zunehmend schwerer, die beiden Fälle zu unterscheiden. Außerdem verbindet sie eine inzwischen beendete Beziehung mit dem Leiter der Ermittlungen, die wieder aufflammenden Gefühle verflüssigen zusätzlich die titelgebende frostige Mauer zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Camilla Grebe rollt das Verbrechen aus der Perspektive dreier komplexer Persönlichkeiten auf, deren Biografien sie kunstvoll ineinanderfließen lässt. Durch zahlreiche Rückblenden begibt sie sich jedoch immer wieder in die Gefahr, ihre gehaltvolle Geschichte durch schmelzendes Eis in Form von Nebenhandlungen zu verwässern. Das Etikett "Thriller" verkommt somit zu einem bloßen Verkaufsargument für eine erst im Abschluss reißerische, zwischendurch jedoch behutsam nuancierte Charakterstudie. "Wer das Eis bricht" ist ein exemplarisches Beispiel für das Programm des btb-Verlags, in dem die Randomhouse-Gruppe subtile Spannung und erzählerische Raffinesse verbindet.
Personen: Grebe, Camilla
Leseror. Aufstellung: Kriminalromane
Grebe, Camilla ¬[Verfasser]:
Wenn das Eis bricht : Psychothriller / Camilla Grebe. Aus dem Schwed. von Gabriele Haefs. - München : btb, 2017. - 605 S.
ISBN 978-3-442-75717-6 kart. : 15,50 EUR
Schöne Literatur - Signatur: Greb - Buch