Die französische Gesellschaft und ein alleinerziehender Vater im Fokus. (DR) Das Debüt des Autors rückt eine herausfordernde Lebenssituation in den Vordergrund: Nach dem Krebstod der Mutter ist der Vater allein mit Beruf, Haushalt und den beiden heranwachsenden Söhnen Fus und Gillou zurückgeblieben. Zusammengehalten werden sie durch ihre Liebe zum Fußball, trennend stellt sich ihre Unfähigkeit, Gefühle und Trauer ehrlich zu äußern, zwischen sie. Der Roman ist eingebettet in das sozialistische Arbeitermilieu. Der Vater bemüht sich darum, seinen Söhnen ein gutes Leben zu bieten. Stilistisch findet der Autor eine eindringliche, ehrliche Sprache, die sowohl seine Beziehung zu Fus und Gillou als auch deren Verhältnis zueinander eindrucksvoll abbildet. Als Fus in der Schule abfällt und klar wird, dass nur der Jüngere nach Paris zum Studium geht, ist der Vater zunächst insgeheim froh, Fus in seiner Nähe zu behalten. Den Leser*innen schwant jedoch Schlimmes, als Fus in rechte Kreise gerät, sich immer mehr von seiner Familie entfernt und zuhause nur mehr das große Schweigen herrscht. Als dann ein Verbrechen geschieht, arbeitet der Autor präzise den Zwiespalt, die Enttäuschung, den Schmerz, die Verachtung des Vaters für den eigenen Sohn, die Grenzen seines Verständnisses heraus – und die allesumspannende Frage bleibt, wie unendlich und bedingungslos Vaterliebe überhaupt sein kann. Der Roman berührt und ist mitreißend geschrieben und bietet auch Einblicke in die soziale Wirklichkeit Frankreichs.
Personen: Petitmangin, Laurent Fock, Holger Müller, Sabine
Petitmangin, Laurent:
Was es braucht in der Nacht : Roman / Laurent Petitmangin ; aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller. - München : dtv, 2022. - 156 Seiten
ISBN 978-3-423-29012-8 Festeinband : 20,60 (AT)
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Peti - Buch