Rezension: Vorsicht Literaturliteratur! Wer sich bereits durch die Welt des Charles Dickens gelesen hat, findet sich hier selbstredend rascher zurecht. Neu dürfte einem dennoch sein, dass der große Autor seine Werke gar nicht selbst geschrieben hat, sondern von seinem genialen Dackel namens Twist eingegeben und mehr oder weniger diktiert bekam. Da ist es dann auch kein Wunder mehr, dass Schriftstellerkollege Wilkie Collins diesen Hund entführt und folglich hier den Schurken gibt. (Eine Rolle, die der Freund Dickens' und Mitarbeiter an dessen Zeitschrift "Household Words" bereits in Fruttero/Lucentinis "Die Wahrheit über den Fall D." - Literaturliteraturtipp für Erwachsene - zu erfüllen hatte.) Soweit zu den Startbedingungen. Jetzt können die Abenteuer losgehen: Twist gelingt die Flucht aus Collins' Fängen. Daran nicht unbeteiligt ist wiederum das Waisenkind Oliver, das gerade dem Armenhaus entkommen ist. Gemeinsam will sich dieses "animale couple" nun von Edinburgh bis nach London durchschlagen. Ein langer Weg mit vielen Etappen, die Antonia Michaelis reichlich nützt, um sie mit weiterem Material großer britischer Literatur zu füllen. Da geht's rein in Opiumhöhlen und Bergwerke, raus aus Kutschen und Dampfeisenbahnen, vorbei an Sherwood Forest und Melrose Abbey. Zwischendurch haben noch ein paar Promis ihre Gastauftritte: u.a. Lewis Carroll, Klein Dorrit und - wie wunderbar - Collins' "Frau in Weiß". Dass das ganze auch als schönes Reiseabenteuer funktioniert, liegt - neben dem leicht ironischen Erzählton und pointierten Dialogen - am Kontrast der beiden Hauptfiguren. Oliver will die Abenteuer vorantreiben, Twist die Gelehrsamkeit. Am Ende gewinnen sie beide und mit ihnen die LeserInnen. Oliver, lapidar zum Musendackel: "Ich habe es beinahe vermisst, dass du andauernd mit diesen toten Leuten um dich wirfst." *ag* Klaus Nowak

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Personen: Michaelis, Antonia

Schlagwörter: Antolin Klasse-6 Klassik

Interessenkreis: Klassik - Dichtung - Prosa