"Der Überläufer", eigentlich der zweite Roman von Siegfried Lenz, 1951 geschrieben, wurde damals vom Verlag Hoffmann und Campe abgelehnt, weil er in dem politischen Klima der Adenauer-Zeit und des beginnenden Kalten Krieges Der Überläuferals "defätistisch" galt, handelt der Roman doch von Überläufern der Deutschen Wehrmacht zur Roten Armee. Der junge Soldat Walter Proska kehrt nach einem Heimaturlaub im letzten Kriegssommer zu seiner Einheit zurück ins polnisch-ukrainische Grenzgebiet und landet nach der Sprengung des Zuges bei einer kleinen Einheit von Soldaten in den Sümpfen. Dort philosophiert er mit einem jungen Soldaten über Trost und Tod, Pflicht und Schuld und beginnt nachzudenken über die "Pflicht, das Vaterland zu verteidigen", dieses "rhetorische Sickergift" der "Klicke", wie er Hitler und Konsorten nennt. Als er von Partisanen gefangen genommen wird, läuft er zu ihnen über, um gegen die "Klicke" zu kämpfen, doch seine Träume von Freiheit werden spätestens in der sowjetischen Einflusszone bald nach dem Krieg zunichte gemacht - Proska flieht in den Westen. - Schon in diesem "vergessenen" zweiten Roman zeigt Lenz seine große sprachliche Könnerschaft und Erzählkraft in wunderbaren Naturbeschreibungen neben dem Grauen des Krieges, in seinen starken Figurenzeichnungen und oft absurden Dialogen. Im Anhang finden sich ein Kommentar zur Veröffentlichung des Romans sowie biografische und bibliographische Daten. Unbedingt lesenswert! (Medienprofile Borromäusverein).
Personen: Lenz, Siegfried
LENZ
Lenz, Siegfried:
Der Überläufer : Roman / Siegfried Lenz. - 2. Aufl. - München : Deutscher Taschenbuchver., 2017. - 363 ; 19 cm
ISBN 978-3-423-14592-3 kartoniert
Schöne Literatur - Buch