Der fesselnde neue Krimi des dänischen Bestsellerautors kreist um die (verkommene?) Moral der Gesellschaft, von Opfern, Tätern und dem Ermittler-Team. (DR) Ein unscheinbares Häuflein Salz auf einem alten Tatort-Foto bringt Carl Mørck in diesem 9. Fall vom Sonderdezernat Q auf die Fährte eines Serientäters, der seit beinahe 35 Jahren systematisch mordet und seine detailliert geplanten Verbrechen meist perfekt als Unfälle tarnt. Verbissen versuchen der grantelnde Ermittler, der (noch) müder und antriebsloser wirkt als sonst – die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und noch einiges andere schlagen ihm aufs Gemüt –, und seine Mitarbeiter*innen hinter das Muster der Morde zu kommen. Die Opfer zeichnen sich allesamt durch Skrupellosigkeit, Egoismus und Unmoral aus oder sind in dubiose Geschäfte verwickelt. Ist hier jemand der fanatischen Idee verfallen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, indem er verwerflich handelnde Menschen tötet? Genau wie Carl fällt es den Leser*innen mitunter schwer, die Geschichten der Ermordeten und die Hintergründe der einzelnen Todesfälle auseinanderzuhalten. Es tun sich gar viele Erzählfäden auf, die parallel geführt werden. So nimmt es nicht wunder, dass Carl sich immer wieder mühsam sämtliche Vorkommnisse und Ermittlungsfortschritte ins Gedächtnis rufen muss – was zwar stellenweise redundant wirkt, aber hilft, den Überblick zu wahren. Nichtsdestotrotz ist das Spannungslevel in diesem solide verfassten Krimi sehr hoch. Denn während Carl versucht, den Verantwortlichen für die zahlreichen Morde zu schnappen, zieht sich die Schlinge um seinen Hals immer weiter zu: Es gibt neue Erkenntnisse in jenem Fall, der Carls Leben vor Jahren privat und beruflich stark erschütterte… Unterhaltsamer Lesestoff für Fans des ungleichen Ermittlerteams in Kopenhagen und ein empfehlenswerter Krimi für alle, die gut mit Cliffhangern umgehen können. Am Ende angekommen, fragt man sich nämlich nur mehr: Wo ist bitte die Fortsetzung? Bleibt zu hoffen, dass sie endlich Licht in Carls Ermittlervergangenheit bringt, nachdem in dem zuvor erschienenen Band »Opfer 2117« bereits die tragische Herkunftsgeschichte von Carls toughem Partner Assad erzählt wurde.
Personen: Adler-Olsen, Jussi Thiess, Hannes
Adler
Adler-Olsen, Jussi:
Natriumchlorid : Thriller / Jussi Adler-Olsen ; aus dem Dänischen von Hannes Thiess. - München : dtv, 2021. - 527 Seiten
ISBN 978-3-423-28280-2 Festeinband : EUR 25,70 (AT)
Schöne Literatur - Buch