Eine populärwissenschaftliche Abhandlung über die Entstehung und Entzifferung historischer Schriftsysteme. (GE) Schriften sind nicht in den Genen der Menschen grundgelegt, vielmehr wurden sie von ihnen geschaffen aus dem Zusammenspiel von Kunst, Symbolen und Abstraktionsfähigkeit, nicht aber - wie häufig behauptet - ausschließlich im Zusammenhang mit Staatenbildungen. So die These der Spezialistin für vorgriechische antike Schriften, Silvia Ferrara, die aktuell auch ein europäisches Projekt (INSCRIBE) leitet, welches die Erfindung und die frühen Phasen der Schrift erforscht. Zunächst beschäftigt sich die Autorin mit einigen unentzifferten Schriften, wie z. B. dem Diskos von Phaistos (Kreta) oder der Rongorongo-Schrift (Osterinseln), um dann der Erfindung der Schriftkulturen Ägyptens, Mesopotamiens, Chinas und Mexikos nachzugehen; kurz gestreift wird auch das Phänomen neuerer "Wiedererfindungen", wie etwa Hildegard von Bingens "litterae ignotae" oder das Voynich-Manuskript. Spannend ist auch der Abschnitt, in dem die Autorin in die fünf Schritte des Entzifferns einführt und klar macht, dass neben den klassischen Methoden (Linguistik, Paläographie, Archäologie) auch computergestützte Ansätze hilfreich sind, die Logik und Kreativität der ForscherInnen aber unabdingbar bleibt. Nicht so sicher ist sie sich hinsichtlich der Zukunft der Schriften im Zeitalter der KI, denn möglicherweise kehren wir wieder zu den Anfängen der Schriftwerdung zurück, wie neuere Entwicklungen (Emojis, Smileys) vermuten lassen. Ferrara bietet nun keine systematische Einführung in die Erfindung und Entzifferung alter Schriften, mit ihren kompetenten und lebendig geschriebenen Ausführungen vermag sie aber interessierten LeserInnen einen guten Einblick in ihr faszinierendes Forschungsgebiet zu geben. *bn* Karl Krendl

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Personen: Ferrara, Silvia Heinemann, Enrico

Schlagwörter: Archäologie Schrift Weltgeschichte Anthropologie Schriftkultur Menschheitsgeschichte